25 Jahre Curagita – Blick in die Zukunft

Das Netz als Triebfeder der Zukunftssicherung

Der Blick in die Zukunft schärft sich durch die Vielzahl der Perspektiven. In einer Praxis finden sich heutzutage bei zunehmender Organisationsgröße bereits viele Meinungen zum selben Thema. Dabei spielen Eigeninteressen der Meinungsvertreter natürlich eine große Rolle. Der Blick über den Tellerrand, den die Netzzugehörigkeit ermöglicht, kann helfen, unvereinbare Positionen zu vereinen und neue Aspekte zuzulassen. Die Teilnahme am Netzleben – und sei es nur durch die Lektüre der regelmäßigen Informationen – bringt Zeit- und Informationsgewinne, zusätzliche Perspektiven und Ideen für den Praxisalltag. Darüber hinaus können die Netzpraxen erhebliche Einsparungen aus dem Praxisbedarf generieren, welcher über den Verbund bezogen werden kann. Das Netzmanagement und die Dienstleistungsbereiche verstehen sich als Kommunikatoren funktionierender Ideen und Lösungen – neudeutsch Praxis-Hacks oder Best Practice – von einer zur nächsten Praxis. Damit das alles nicht im luftleeren Raum geschieht, gibt es auch die formelle Teilhabe am Netz über die Position des radiologischen Curagita-Aufsichtsrats und den radiologischen Fachbeirat, der über Verbundprojekte mit abstimmt und diese begleitet. Viel Gutes ist in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten daraus entstanden, an dieser Stelle seien beispielhaft die Etablierung des Mammographie-Screenings in der Hand sehr vieler Netzpraxen und der CuraTop/Future Service-Vertrag mit jährlichen Gesamt-Einsparungen für alle Netzteilnehmer von einer Million Euro genannt.

Als einmalig und komfortabel wird das Radiologienetz mit einem hauptamtlichen Management-Team von anderen Ärzte-Vereinigungen beneidet, bei denen sich immer noch einige wenige am Feierabend im Ehrenamt betätigen mit mehr oder weniger Drive und Erfolg. Beim Radiologienetz mit den Entwicklungsprojekten Digitalisierung, KI und Lungenscreening sind die brandaktuellen Zukunftsprojekte für radiologische Praxen in vollem Fokus und damit der Beitrag zur Zukunftssicherung im Gang.

Zukunftsgestaltung als unternehmerische Herausforderung für Praxisgesellschafter

Wie weit und verlässlich kann man die Zukunft der Praxis bei der heutigen Wirtschafts- und Rechtslage vorausplanen? Hohe Investitionen bei der Gerätebeschaffung, Personalkosten sowie Fachkräftemangel fordern dies auf der Kostenseite ein, die Marktentwicklung im Fachbereich bleibt unterdessen dynamisch. Hinzu kommen unvorhersehbare Einflüsse wie zuletzt die enorme Energiepreisentwicklung. Seit Gründung der Curagita hat sich Dr. Johannes Schmidt-Tophoff (JST) der Praxisentwicklung verschrieben und die Trends und Treiber wie die Digitalisierung, Praxiskonsolidierung oder Personalknappheit verfolgt.

Bereits 2006 entstand das viel beachtete Zukunftssenzario „Radiologie 2020“. Die Hälfte der Voraussagen ist heute eingetreten. Jetzt gibt es die gerade veröffentlichte Neuauflage mit dem Wissensstand aus 2023 für die nächsten sieben Jahre mit unserer Lese-Empfehlung. Das Szenario „Radiologie 2030“ benennt zehn Haupttrends, aus welchen sich sowohl Orientierungshilfen für die strategische Praxisplanung als auch berufspolitische To-Dos ableiten. Diese wurden zuvor mit Mitgliedsradiologen und den Fachbeiräten diskutiert. Zudem wurden die Aussagen ausgewählter In­sider und Experten aus Radiologie und Industrie, KI-Firmen, BDR, DRG sowie Teilgebietsradiologen in das Thesenpapier eingeholt. Die Eckpunkte bis 2030 stehen. Doch wir wären nicht Curagita, wenn wir es dabei beließen.

Der nächste Schritt folgt logisch: Aus diesen Leitlinien und Haupttrends werden individuelle Praxisstrategien mit und für unsere Mitglieder entwickelt. Dabei geht es um die Überprüfung, Weiter- oder Neuentwicklung von langfristigen Zielen bzw. Konzepten für die nächsten fünf bis acht Jahre. Für diese Zeit gilt es, die Weichen zu stellen: Leistungsspektrum, Investitionsschwerpunkte, Wachstumsstrategien sind zu bestimmen. Im Ergebnis erhalten die Gesellschafter praktikable Handlungsempfehlungen. Die Expertise und Kapazitäten haben wir mit Bernd Nagel, Diplom-Kaufmann mit langjährigen Erfahrungen als Berater, Krankenkassen-Controller und Praxismanager sowie Dr. Kurt Stegemann, Experte für Praxisbewertung und -ausschreibung und Finanzierung/Finanzplanung, im Team.

Mehrwertportal Curagita goes digital

Wie wäre es, wenn Ihnen permanent Zugriff auf eine Plattform für radiologische Praxen zur Verfügung stünde mit allem, was man außerhalb der Medizin zur Praxisführung benötigt? Jeder Praxispartner oder Mitarbeiter greift per Login auf ein Dashboard zu und findet dort alle relevanten Management-Informationen, persönliche Dokumente und hilfreiche Tools, um Investitionen zu kalkulieren, Honorare zu prognostizieren oder einfach auch wichtige Praxistermine zu verfolgen, bspw. im Arbeits- und Datenschutz oder der Telematikinfrastruktur. Mittels eines Know-how-Tools wären Fortbildungen in verschiedenen Bereichen und ein Supportabruf möglich, natürlich auch im Umfang und im Zeitfenster, das dem Nutzer gelegen ist. Dies ist zusammengefasst die Skizze der Netzmitgliedschaft im Radiologienetz der Zukunft – ohne auf den persönlichen Austausch und das vertrauensvolle kollegiale Gespräch verzichten zu wollen. Aber ein Mehrwertportal, das Informationen bereitstellt und gleichzeitig auch das dahinter liegende Wissen anwendungsstark transferiert, ist die konsequente Inanspruchnahme der Vorzüge aus Digitalisierung und Schwarmintelligenz.

Der Grundstein ist gelegt. Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an diesem Portal und planen, spätestens 2025 mit diesem Kompetenzbaukasten live zu gehen.

Die radiologische Netz-Praxis heute und morgen

Vergleicht man die Entwicklung der radiologischen Praxen im Radiologienetz von 1999 mit 2024, fällt Folgendes auf:

1. Typ Unverändert: Es gibt weiterhin Praxen mit eher einem, maximal zwei Standorten und derselben Anzahl von Praxispartnern. Man findet sie eher in den ländlicheren Regionen oder in Mittelzentren, wo sie immer noch durch ihre langjährige regionale Verwurzelung ein gutes Netzwerk mit Zuweisern und Patienten pflegen und im Großen und Ganzen zufrieden agieren.

2. Typ Wachstum: Nicht zuletzt durch gute Kontakte im Radiologienetz kam es in den letzten Jahrzehnten zu Praxisfusionen auch im Radiologienetz. Eher unternehmerisch ausgerichtete Praxispartner setzen auf Wachstum und Expansion. Sie versorgen Kliniken, betreiben mehrere Praxisstandorte und jonglieren mit der optimalen Zahl an Gesellschaftern/Partnern, die ein immer stärker wachsendes Praxisgebilde noch „verdauen“ kann.

3. Typ Praxisverkauf: Work-Life-Balance der Generation Z, Ankunft der Boomer-Generation im Ausstiegsalter, eventuell gepaart mit der Ernüchterung aus der EBM-Reform 2020 und der zunehmenden Bürokratisierung durch TI, DSGVO, Strahlenschutz und vieles mehr, führen zunehmend zu Praxisverkäufen auch im Radiologienetz. Ob die Verkäufer keine Nachfolger finden oder einfach von den immer noch sehr attraktiven Praxispreisen der Private-Equity-Ketten angezogen werden, Radiologienetz muss jährlich mindestens fünf Abgänge durch solche Verkäufe in Kauf nehmen. Während Curagita in Person von Dr. Kurt Stegemann zumindest noch bei Praxisverkauf bzw. -ausschreibung sehr kompetent und vertrauensvoll unterstützen kann, ist die Mitgliedschaft ansonsten in der Regel zeitlich begrenzt, da die Ketten eigene Strukturen aufbauen, auf welche die neuen Filialen zurückgreifen können oder müssen.

Den anderen beiden Mitgliedstypen bietet das Netz die Stärke eines großen Verbunds, was aufgrund der Marktsituation (Wettbewerb und Kostenexplosion) wichtiger denn je ist. Der Kreis der Ansprechpartner hat sich derweil verändert und das Curagita-­Team steht inzwischen auch mit vielen Praxismanagern, deren Positionen in den letzten Jahren aus- und aufgebaut wurden, im Austausch.

Übrigens: Auch Radiologienetz wird weiblicher. Der Anteil an Partnerinnen im Netz hat sich auf 20% verdoppelt. Das ist zwar immer noch sehr gering, entspricht aber dem Anteil in der ambulanten Radiologie im Allgemeinen.

Thinktank – die Denkfabrik Curagita

Wie sagte Curagita-Vorstand Dr. Michael Kreft einmal treffend: „Innovationskraft ist eine Kombination aus Vorstellungsvermögen und Durchsetzungskraft. Es liegt in der DNA der Curagita, auch abseits der eingelaufenen Pfade zu denken und die Fantasie von Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden zu wecken.“ Daran hat sich nach 25 Jahren Curagita nichts geändert, denn das „Weiter wie bisher“ kann „Fahren bei angezogener Handbremse“ bedeuten. Mut haben wir in der Vergangenheit bewiesen mit der Gründung der DeRaG, dem ersten genossenschaftlichen Betreibermodell von MVZ, welches Netzmitgliedern die Möglichkeit bot, als Investoren die Praxislandschaft in Deutschland mitzugestalten. Auch als es nicht denkbar war, über Generika im Kontrastmittelmarkt zu sprechen, exerzierte Dr. Johannes Schmidt-Tophoff gemeinsam mit seinem Stiefvater, einem ehemaligen BASF-Produktionsdirektor, die Probe aufs Exempel und entwickelte ­Magnegita. Leider waren wir unserer Zeit weit voraus und konnten die Krankenkassen trotz Aussicht auf enorme Einsparungen durch einen innovativen Doppelrahmenvertrag nicht überzeugen.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz inspirieren die heutige Zeit zu neuen Denkansätzen. Sie liefern auch Ansatzpunkte für den Umgang mit dem ausgeprägten Fachkräftemangel. Als erster Anbieter mit einem festem Pool an MTR bietet Curagita den Radiologien das Remote Scanning an – also Fernsteuerung radiologischer Untersuchungen durch erfahrene MTR. Je nach Bedarf können Netzpraxen Kapazitäten bei Personalausfällen, in Randzeiten oder für spezielle Untersuchungen aus dem Curagita-Pool aufstocken. Wie das Ganze prozessual aufzubauen ist, liefern die Projektmanager/innen von CuraScan gleich mit. Effizienzsteigernde Tools sind in aller Munde. Die Software-Start-ups schießen geradezu aus dem Boden und die Orientierung fällt mancher Praxis schwer. Welches Terminierungsportal soll man einsetzen, welche Software zur Personaleinsatzplanung, welche KI auf welcher Plattform oder überhaupt? Der Anbietermarkt ist maximal in Bewegung und die Halbwertszeiten eingesetzter Lösungen sind eher kürzer als länger, weil schon der nächste Ansatz im Ideen-Funnel steckt, der noch Schnittstellen-optimierter die Workflows der Praxis verbessern könnte. Das Curagita-Team testet mit und für Praxen, entwickelt mit Kooperationspartnern und verhandelt spezielle Praxisrabatte: von der Online-Rezeption bis zur digitalen Anamnese oder dem Patientenportal.

Das Szenario „Radiologie 2030“ ist druckfrisch und bringt hoffentlich viele ins Gespräch über die wirklich interessanten und relevanten Zukunftsentwicklungen im Fachbereich. Die Handbremse ist weiterhin gelöst …

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