Wann soll der Kinderarzt eine MRT anfordern?

Pädiatrie, Vol.28, Dezember 2016, S.22 – 25, M. Groth, Hamburg

Bei einer MRT-Anforderung im Kindesalter geht es in 73 % der Fälle um Erkrankungen des ZNS, in 4 % um Urogenitalerkrankungen, in 8 % um onkologische und in 5 % um Herz-Kreislauferkrankungen. Obwohl bei Lymphomerkrankungen PET als Standard für Staging und Therapie-Monitoring gilt, kann dies in Zukunft möglicherweise durch MRT (Diffusionssequenzen) ersetzt werden.

Für Erkrankungen des ZNS werden die meisten MRT-Untersuchungen im Kindesalter (73%) angefordert. Es handelt sich um Tumoren, Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumen, Epilepsie, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen und Fehlbildungen sowie seltene Hirnerkrankungen und Neurodegenerationen. In 5 % der Fälle geht es um Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in 4 % um Urogenital-Erkrankungen und in 8 % um onkologische Erkrankungen. Die Indikationen zur MRT sollten stets in Zusammenschau mit Sonographie und klinischer Untersuchung gestellt werden.

Bei intrakraniellen Tumoren und Missbildungen ist es sinnvoll, Gehirn und Rückenmark in einer Sitzung zu untersuchen, um spinale Metastasen bzw. weitere Missbildungen aufzudecken. Die soliden Primärtumoren im Kindesalter sind eine Domäne der MRT, nicht nur für die Diagnostik, sondern auch für die Operationsplanung und die Nachsorgeuntersuchung.

Leukämien, insbesondere die akute lymphatische Leukämie (ALL), sind die am häufigsten vorkommenden bösartigen Erkrankungen. Normalerweise umfasst die Diagnose eine Sonographie und eine Röntgen-Thorax-Untersuchung. Eine MRT wird notwendig, wenn eine ZNS-Beteiligung vermutet wird. Bei den meisten Lymphom-Erkrankungen im Kindesalter gilt die PET als Standard für Staging und Therapie-Monitoring. Möglicherweise kann in absehbarer Zukunft die MRT mittels Diffusionssequenzen eine PET ersetzen.

MRT-Untersuchungen von Herz- und Kreislauf haben als Indikationen: Aortenbogen-Anomalien, Zustand nach OP einer Fallot-Tetralogie, Myocarditis, Kardiomyopathien, Herztumoren, univentrikuläres Herz sowie Shunt-Vitien. Neben der Anatomie können Herzfunktion, Flussgeschwindigkeit, Stenosen, Gewebecharakterisierung und Shunt-Volumina erfasst werden.

Bei urogenitalen Fragestellungen ist die primäre Diagnostik der Ultraschall. Als Indikation für eine MRT gelten Tumoren, Fehlbildungen und unklare Harntransportstörungen. Die ableitenden Harnwege können vollständig dargestellt werden. Nur in Ausnahmefällen kommt die CT zur Anwendung, z. B. bei Verdacht auf Urolithiasis und bei stumpfen abdominalen Polytraumen.

Als weitere Indikationen können eine Sellink-MRT und eine Gelenks-MRT gelten. Bei der MRT-Planung muss u. U. wegen einer eventuellen Narkose eine längere Untersuchungszeit berücksichtigt werden.

 

Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.