Radiologienetz: Social Event im Bayerischen Bahnhof Leipzig

1875 herrschte großes Gedränge am Bayerischen Bahnhof: Damals reisten eine Million Passagiere von hier ab. Der Bahnhof war Leipzigs "Tor in den Süden", führte die Reisenden nach Bayern, Österreich und Italien. Könige und Großfürsten verkehrten hier ebenso wie Handelsreisende, Kaufleute und Arbeiter. Die Glanzzeit des Bayerischen Bahnhofs endete erst mit der Eröffnung des Hauptbahnhofes Leipzig im Jahre 1912.

Mehr als 140 Jahre später nun ist der Bayerische Bahnhof eine wunderschöne historische Kulisse, die etwas ramponiert sowohl den zweiten Weltkrieg als auch die DDR-Zeit überstand und seit fast schon zwei Jahrzehnten liebevoll renoviert als Gasthaus, Biergarten und Gosebrauerei geführt wird.

In ungezwungener Atmosphäre trafen sich in diesem Jahr am Abend von Christi Himmelfahrt 40 Radiologinnen und Radiologen zum Austausch am Ende eines langen Tages auf dem Deutschen Röntgenkongress. Nachdem sich der „Bahnhofsvorsteher“ in historischer Uniform mit Trillerpfeife Gehör verschafft hatte, gab er einige Schmankerl aus der ehemaligen Bahnhofsverordnung zum Besten und forderte die Gäste auf, sich wegen der hohen Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern nicht aus dem Zug zu lehnen sowie es zu unterlassen, Pfeife zu rauchen oder sich auf den Spazierstock während der Fahrt zu stützen, um nicht den Verlust einzelner Zähne zu riskieren. Nach dieser kuriosen Darbietung bekamen die Anwesenden noch eine Kurzeinführung in die Bierspezialitäten des Hauses, insbesondere das Gosebier, das aufgrund seines säuerlichen Aromas häufig mit einem Schuss Holunder-Sirup oder auch Leipziger Allasch, einem Kümmellikör, versehen wird. Ob das schmeckt, konnte jeder im Anschluss probieren und für sich entscheiden.

Selten verbringt man freiwillig mehr Zeit als notwendig in einem Bahnhof. Der kurzweilige Aufenthalt an diesem Abend war durch lebhafte Gespräche geprägt und endete für viele erst gegen Mitternacht. Gleichwohl musste man bei der Heimfahrt auf andere Verkehrsmittel als den Zug ausweichen.

 

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Eva Jugel

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