Neue schwedische Studie: Reduktion der Überdiagnosen von Prostatakrebs durch MRT-gesteuerte Biopsie

Reihenuntersuchungen zur Früherkennung von Prostatakarzinomen werden bisher nur in Litauen durchgeführt. Gründe: Viele Früherkennungen weisen einen nicht klinisch relevanten Krebs nach. Weiterhin wird nach einem verdächtigen Serumwert des prostataspezifisches Antigens (PSA) eine schmerzhafte Stanzbiopsie notwendig, welche auch ein gewisses Infektionsrisiko birgt. 

Um die Screenings zu verbessern, prüfte eine neue schwedische Studie vom Karolinska Institut (STHLM3MRI-Studie) eine neue Methode zur Minimierung der Anzahl der Biopsien. Mithilfe einer vorgeschalteten MRT-Untersuchung sollte gezeigt werden, ob der Patient wirklich einen Tumor hat, welcher dann anschließend gezielter biopsiert werden könnte. An der Studie nahmen 1.532 Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren teil, bei denen in einer Blutprobe ein PSA-Wert von 3 ng/ml oder höher gefunden wurde. Die Männer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Unter den Studienteilnehmern der konventionellen Therapie wurde bei 73% eine Stanzbiopsie an 10-12 Stellen der Prostata durchgeführt, 4% erlitten eine postbioptische Infektion. Die zweite Gruppe mit vorangestellter MRT zeigte, dass nur 36% der Teilnehmer eine Biopsie benötigten, also halb so viele Biopsien wie in der ersten Gruppe durchgeführt wurden. Diese Durchführung an nur 3 Stellen ist mit der neuen Methode zudem weniger invasiv, was die Komplikationen und damit das Infektionsrisiko um die Hälfte reduzierte (2%).

Der primäre Endpunkt der Studie zeigte, dass bei der konventionellen Therapie in 18% ein klinisch signifikanter Krebs (Gleason-Score 7 oder höher) diagnostiziert wurde. Durch die neue Methode waren es 21%. Der Unterschied ist nicht signifikant, jedoch ist das Risiko nicht detektierter Fälle gering. Ein signifikanter Unterschied ergab sich dagegen in der Untersuchung klinisch nicht relevanter Krebserkrankungen (Gleason-Score 6). Bei der Gruppe mit vorgeschalteter MRT lag der Anteil bei 4%, bei der konventionellen Methode lag er bei 12%. Damit zeigt sich, dass vorgeschaltete MRT-Untersuchungen die Zahl der Überdiagnosen in einem Prostatascreening signifikant senken können. Darüber hinaus wird die Zahl der Biopsien gesenkt, ohne das Risiko klinisch relevanter Prostatakarzinome zu vernachlässigen.

„Die Studie bestätigt den Mehrwert der Prostata-MRT im Rahmen von Massenuntersuchungen bzw. in einem Screening-Setting. Dadurch werden unnötige Biopsien und auch Übertherapie signifikant vermieden – das kommt Patienten und dem immer mehr finanziell unter Druck stehenden Gesundheitssystem zugute“ sagt PD Dr. Matthias C. Röthke, Ärztlicher Leiter der Conradia Hamburg und ausgewiesener Spezialist für die mpMRT der Prostata.


Quelle: Ärzteblatt, Online-Bericht vom 6.8.2021