CurAcademy Powerwochenende für Praxismanager: Employer Branding – Image als attraktiver Arbeitgeber stärken
Auf dem Powerwochenende Anfang 2018 trafen sich die Praxismanager aus sieben Mitgliedspraxen mit dem Ziel, sich darüber auszutauschen, wie man die eigene Praxis gegenüber potenziellen Bewerbern optimal aufstellt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es sich bei diesem Thema um ein „dickes Brett“ handelt, das lange und an verschiedenen Stellen gebohrt werden muss, um Erfolg auf dem Arbeitsmarkt zu haben.
Viele der teilnehmenden Praxismanagerinnen (leider konnten die wenigen angemeldeten männlichen Kollegen wegen Sturmtief Friederike nicht kommen) kannten sich bereits aus zurückliegenden Powerwochenenden der CurAcademy, und so hatten die Curagita-Referentinnen Eva Jugel und Christine Staudigel wenig Mühe, die Anwesenden in den moderierten Austausch zu bringen.
Schnell zeigte sich, dass das Thema Employer Branding zwar vor allem ein Kommunikationsthema ist, aber das zu vermarktende Gesamtpaket einer Praxis erst mal geschnürt werden muss, bevor es nach außen kommuniziert werden kann. Aller Anfang einer Branding-Strategie ist daher eine eingehende Analyse der Gegebenheiten (Stärken und Schwächen der Praxis, Wettbewerb um Talente, Zielgruppen und deren Erwartungen). Interessant war, dass auf den ersten Blick keiner so recht wusste, mit welchen Pfunden er im „War of Talents“ aufwarten kann. Erst durch eingehenden Austausch wurden die besonderen Stärken der einzelnen Praxen herausgearbeitet (z.B. familienfreundliche Arbeitszeiten, Homeoffice, Aufgabenrotation) und könnten damit auch für eine Branding-Strategie verwendbar sein.
Die Beschäftigung mit dem Thema Praxiskultur zeigte, dass diese, falls positiv besetzt, als Unterscheidungsmerkmal für Bewerber erkennbar ist und am Ende auch das Quäntchen an der Waage bei der Entscheidung zwischen verschiedenen Stellen sein kann. Denn Fakt ist: Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte (MFA, MTRA und auch Radiologen) hat sich längst zum „Käufermarkt“ entwickelt – das heißt, dass sich nicht mehr der Kandidat bei der Praxis bewerben muss, sondern die guten Bewerber von Praxen umworben werden. Ein erkennbares positives und unterscheidbares Profil hilft dabei, das Interesse potenzieller Bewerber zu wecken und den Ausschlag zu geben.
Beispiele mittelständischer Dienstleister wie das Hotel Schindlerhof, dessen Geschäftsführer Kobjol vor einigen Jahren die Keynote auf dem Radiologentag gesprochen hatte, zeigen, wie es gehen kann und sich auch in ländlichen Gegenden (junge) Menschen gewinnen und begeistern lassen. Weitere Beispiele aus verschiedensten Branchen, die nicht alle 1:1 auf radiologische Praxen übertragbar sind, aber die Kreativität bei der Entwicklung eigener Lösungen anregten, sorgten dafür, dass die Praxismanagerinnen viele Ideen und Inspirationen zum Aufbau einer Arbeitgebermarke für ihre Praxis mitnehmen konnten.
Mit dem Schindlerhof-Motto „Heart work statt hard work“ im Ohr wurden auf dem Workshop dann Kampagnen geplant – insbesondere mit Blick auf die optimale Einbindung von Internet und Social Media, die laut neuesten Human-Ressource-Studien inzwischen die mediale Führung im Bereich Recruiting übernommen haben. Ob Xing, LinkedIn oder Facebook – oder auch die klassische lokale Anzeige für Rezeptionspersonal – die Meinungen und auch die Erfahrungen mit der Erfolgswahrscheinlichkeit waren durchaus unterschiedlich, was viel Leben in die Diskussion brachte. Klar ist allen, dass man Bewerber heute in einem überschaubaren Zeitfenster einladen und professionell durch den Prozess begleiten muss, um sie bei der Stange zu halten.
Zuletzt wurde die Bedeutung des Onboardings, das heißt der Integration des neuen Mitarbeiters in das Team und die Abläufe, sowie einer guten Praxiskultur mit Entwicklungsmöglichkeiten zur Erhöhung der Bleibemotivation für gewonnene Mitarbeiter besprochen, womit sich der Kreis wieder schloss.
Alles in allem: viel Austausch und Diskussion, ein bisschen Zeit fürs „Socialn“ zwischendurch und am Freitagabend in der urigen Heidelberger Weststadt-Kneipe „Krokodil“ sowie eine 100%ige Weiterempfehlungsquote des Workshops, was die Referentinnen sehr freute.
Zehn Punkte zum Employer Branding für radiologische Praxen
01 In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels wird die Personalbeschaffung zum Engpass und damit zur kontinuierlichen Führungsaufgabe.
02 Employer Branding bezeichnet eine nachhaltige Pull-Strategie, die darauf abzielt, zu jedem Zeitpunkt motivierte Arbeitnehmer in ausreichender Qualität und Quantität zur Verfügung zu haben, indem man sich als Arbeitgeber einen guten Namen macht. Die Zielgruppe umfasst neben potenziellen Bewerbern auch das heutige Praxisteam.
03 Jede Praxis hat eine eigene Praxiskultur mit vielen positiven Merkmalen, die es herauszuarbeiten gilt. Dazu sollten möglichst viele Mitarbeiter mit ins Boot genommen werden, denn die Sicht der Dinge differiert je nach Leitungsebene und Abteilung.
04 Vorteil der Beschäftigung mit der Praxiskultur ist nicht nur deren Schärfung, sondern auch die bewusste Gestaltung von Ist- zu Soll-Zuständen.
05 Je mehr Mitarbeiter daran beteiligt werden, desto stärker identifizieren sie sich mit der Praxis und tragen als Multiplikatoren dazu bei, sowohl intern als auch im Umfeld der Praxis das gewünschte Image zu verbreiten.
06 Durch die neuen Medien und Social Media haben sich die Kommunikationswege und -geschwindigkeiten verändert. Sie in Branding und Recruiting einzubeziehen, ist unumgänglich. Es erfordert klare Regelungen für Zuständigkeiten und Verantwortungen, um professionell und zeitnah in diesen Medien präsent zu sein.
07 Die Employer Brand (Arbeitgebermarke) einer Praxis muss positiv, erkennbar und vor allem auch wahr sein. Es geht nicht um die Verbreitung gut klingender Botschaften, sondern die Vermittlung authentischer Erfahrungen und Werte – die vom Team auch so bestätigt werden.
08 Strukturierte Prozesse, um Mitarbeiter zu gewinnen, einzuarbeiten und ins Team zu integrieren, helfen allen daran Beteiligten, sich zu orientieren und diese Aufgaben neben ihrer eigentlichen Praxisarbeit gerne und gut umzusetzen.
09 Employer Branding wirkt auch stark nach innen und hilft, gute Mitarbeiter zu motivieren und ans Unternehmen zu binden („Da bringen mich keine zehn Pferde weg“).
10 Eine funktionierende Employer Brand ist messbar: weniger Krankheitstage, geringere Fluktuation, höhere Weiterempfehlungsbereitschaft, mehr Initiativbewerbungen, bessere Dienstleistungen, höhere Wirtschaftlichkeit.
Ihre Ansprechpartnerin:
Eva Jugel