Conradia behebt MTRA-Mangel in München über italienische Fachkräfte
Die Bedarfszahlen an MTRA sind insbesondere durch starkes Praxiswachstum an einigen Standorten der DeRaG-MVZ erheblich gestiegen. Der Blick auf den Personalmarkt ernüchtert, insbesondere bei der Suche nach geeigneten MTRA. Das Dilemma ist bekannt, alternative Wege im Personal-Recruiting sind gefragt. In einem 2018 initiierten Pilotprojekt gelang es, sieben MTRA aus Italien nach Bayern zu holen und für den Praxisbetrieb fit zu machen. Ein Erfolgsmodell für den gesamten Verbund?
Die Diagnostik München (in Kürze Conradia Radiologie München) hat 2018 das fast Unmögliche geschafft: Binnen eines Jahres konnte der durch Wachstum und Altersaustritt auf neun Vollzeit-Stellen bezifferte Bedarf an MTRA am Münchner Standort gedeckt werden. Über klassische Kanäle sah man bei dieser Bedarfsspitze kaum eine Chance, vollständig zu besetzen. Daher nutzte der kaufmännische Geschäftsführer Sebastian Dieterle die Möglichkeit, über ein Recruiting-Programm des Internationalen Bundes Stuttgart MTRA vom Golf von Neapel in die Stadt an der Isar zu holen.
Es war nicht der kürzeste Weg, wenn man Entfernung und Vorbereitungszeit betrachtet. Allerdings illustriert das Vorgehen den Druck, geeignetes Personal zu finden. Im Mai wurden die ersten Gespräche mit den Kandidaten in Italien geführt, im Juli waren sie bereits in Deutschland. Und mittlerweile versorgen sie mit ihren Kollegen Patienten in München und in Schongau. Nach einem ersten Deutsch-Crashkurs konnten die italienischen MTRA bereits zeitweise im Praxisbetrieb eingesetzt werden, während sie in weiteren Sprachkursen Deutschkenntnisse bis B2-Niveau erwarben. Hinzu kamen notwendige fachliche Qualifikationen. Zunächst laufen MTRA aus dem Ausland bei Anstellung in Deutschland grundsätzlich als angelernte Kräfte, die nur unter ärztlicher Aufsicht tätig werden dürfen. Die Anerkennung zur MTRA erfordert oftmals Praxiszeiten und Fortbildungen; auf jeden Fall ist der Nachweis von Deutschkenntnissen auf dem Niveau B2 nach Europäischem Referenzrahmen zu erbringen. Dann erst ist auch der selbstständige Einsatz, etwa im Nachtdienst, möglich. „Unser Kooperationspartner Stuttgart hat alles organisiert: vor Ort in Neapel, die Organisation der fortlaufenden Sprachkurse in Stuttgart bis hin zur Qualifizierung als anerkannte MTRA in Deutschland“, so Dieterle.
Die Strategie, im Ausland nach MTRA zu suchen, wird nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in München nun vom zentralen Personalmanagement der Conradia aus Hamburg gesteuert. Auf Basis der positiven Ergebnisse des Münchner Testpilots sucht Till Wippermann, Personalreferent der Conradia jetzt auch für Berlin, Hamburg und Dresden und unterstreicht die Notwendigkeit, neue Wege zur Gewinnung von MTRA in Augenschein zu nehmen.
Zentrale Vermittlung in der Conradia
Zur Entlastung der einzelnen DeRaG-MVZ wird das Recruiting von zwei erfahrenen Personalreferenten zentral gemanagt. Bei MTRA-Vakanzen stehen Till Wippermann und Ludmila Kijan den kaufmännischen Geschäftsführern von Hamburg aus zur Seite und unterstützen bei der Suche nach geeigneten Kandidaten. Die über alle Standorte reichende Vernetzung der MVZ ist ein Ass im Ärmel. Stellenvermittlungen aus dem bewusst gepflegten Netzwerk der in den MVZ tätigen Ärzte und MTRA ergeben erfahrungsgemäß die besten Aussichten auf Erfolg. Den andernorts üblichen Griff zu Abwerbeprämien und Handgeldern lehnen die Personaler ab. Es sei nachhaltiger, die Kräfte durch leistungsgerechte Zahlung, gute Personalführung und soziale Leistungen zu halten.
Wenn dies nicht möglich ist, muss es aber nicht zwingend zu einer aufwendigen Personalsuche führen. Oft besteht auch die Möglichkeit, eine Vakanz durch Höherqualifizierung von engagierten MFA zu beheben. In der Radiologie stehen die Chancen für MFA gut, durch interne und externe Fortbildungen in ein MTRA-Profi l einzusteigen. Voraussetzung hierfür ist die fachlich positive Einschätzung der Ärzte und leitenden MTRA vor Ort. Die damit verbundene Mitarbeiterentwicklung und -bindung ist ein willkommener Nebeneffekt dieser Strategie. Doch letztlich reicht dieser Ansatz nicht aus, um alle offenen Stellen zu besetzen. Regionale Unterschiede gibt es auch. Das Recruiting an den Standorten in München und Schongau verlief erfolgreich über Netzwerke und Beziehungen sowie über den Kooperatonspartner in Stuttgart. Am Standort Völklingen konnten bisher Abgänge durch Umorganisation aufgefangen werden, sodass keine Neueinstellungen nötig waren. In den kommenden Jahren rechnen die Conradia-Personaler mit einer weiteren Zuspitzung des Fachkräftemangels und seiner Auswirkungen. „Um den Bedarf an guten Mitarbeitern langfristig decken zu können, braucht es ein Zusammenspiel verschiedener Strategie-Bausteine – hohe Mitarbeiterzufriedenheit, gezielte Qualifizierung und innovatives Recruiting. Die Mitarbeitergewinnung im europäischen Ausland spielt dabei eine zentrale Rolle“, sagt Till Wippermann und schlägt die Brücke zum Radiologienetz: „Die ersten Netzpraxen konnten übrigens auch schon von der Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner Stuttgart profitieren und erfolgreich italienische MTRA rekrutieren.“