Verruköses Ösophagus-Karzinom – ein Fallbericht und Literaturübersicht

Zeitschrift für Gastroenterologie, Vol. 58, Juli 2020, S. 971-974

Frieling et al., Krefeld

Verruköse Ösophagus-Karzinome sind selten. Bis jetzt sind 83 Patienten beschrieben worden. Es handelt sich um die Variante eines Plattenepithel-Karzinoms, das auch im Larynx, im Genitale, in der Harnblase, im Anus und in den Fußsohlen vorkommen kann. Die Diagnose ist schwierig. In dem vorliegend beschriebenen Fall war die CT unauffällig. Es zeigte sich lediglich eine Ösophagus-Motilitätsstörung im Breischluck. Nur durch eine Mukosektomie kam es zur richtigen Diagnose.

Das verruköse Ösophagus-Karzinom (VCE) ist selten. Es wurde erstmalig 1948 beschrieben. Es handelt sich um die Variante eines Plattenepithel-Karzinoms, das auch im Oropharynx, im Larynx, im Genitale, in der Harnblase, im Anus und in den Fußsohlen vorhanden sein kann. Es führt zu Dysphagie, Brustschmerz und Gewichtsverlust. Die Diagnose ist schwierig, da Biopsien und die Schnittbilddiagnostik negativ sein können.

Fallbeschreibung: Ein 64-jähriger Mann erhielt wegen Dysphagie und Sodbrennen eine Ösophagogastroduodenoskopie (EGD), die eine segmentale verruköse Entzündung, eine Soor-Infektion und eine Hyperkeratose des Plattenepithels ergab, ohne Anhalt für ein Karzinom. Die CT war normal. Der Patient erhielt eine antimykotische Therapie und war beschwerdefrei. Nach 16 Monaten konnten jedoch verschiedene Virenstämme nachgewiesen werden. Anlässlich eines Barium-Breischlucks ergab sich kein Spasmus und keine Achalasie, aber eine Motilitätsstörung mit unvollständiger Relaxation des unteren Ösophagus-Sphinkters. 17 Monate nach der EGD wurde eine Mukosektomie des Ösophagus durchgeführt, wobei sich ein gut differenziertes, verhornendes, verruköses Plattenepithel-Karzinom ergab (T1a, N0, M0). Wegen der Länge von über 5 cm wurde eine thorakoabdominale Resektion des Ösophagus mit Lymphadenektomie und Hochzug des Magens mit zervikaler Anastomose durchgeführt.

Von März 1983 bis März 2020 wurden insgesamt 83 Patienten mit einem verrukösen Ösophagus-Karzinom ausgewertet. Davon waren 67% Männer und 33% Frauen mit einem Durchschnittsalter von 64 +/- 9,4 Jahre. 24% der Karzinome waren im oberen, 27% im mittleren und 49% im unteren Drittel des Ösophagus lokalisiert. Nur 6% der Patienten hatten Lymphknoten-Metastasen.

Risikofaktoren sind Rauchen, Alkoholmissbrauch, Ösophagitis oder Verletzungen. Es zeigte sich, dass bei den seltenen verrukösen Ösophagus-Karzinomen die Diagnose nur mittels einer endoskopischen Mukosektomie erreicht werden kann.


Autor: Prof. Dr. U. Klein