Ungewöhnliche Manifestationen eines Prostatakarzinoms: Sister- Mary-Joseph-Knoten

Der Urologe, Vol.56, Januar 2017, S. 50 – 53, T. Hansen et al., Detmold

Eine Nabelmetastase, erstmals von einer OP-Schwester im St. Mary’s Hospital in Rochester mitgeteilt, ist meist Ausdruck eines fortgeschrittenen Tumorstadiums bei Prostatakarzinom mit schlechter Prognose. In 1 bis 3 % handelt es sich um Metastasen von abdominalen Tumoren, und bei 6 % aller Nabelmetastasen bei Frauen handelt es sich um Ovarialkarzinome.

Fallbeschreibung: Bei einem 81-jährigen Patienten wurde 2003 ein Prostata-Karzinom (pT2c, pNO, cMO) adjuvant strahlentherapiert. Wegen Ansteigen des PSA-Wertes wurde im Herbst 2015 eine PET-CT mit 68 Ga-PSMA durchgeführt. Dabei fand sich im Nabelbereich ein suspekter Befund, ebenso auch in der Nachbarschaft der ehemaligen Prostataloge. Der Nabel wurde total exzidiert. Histologisch handelte es sich um eine Nabelmetastase (Sister-Mary-Joseph-Knoten). Auch bei der histologischen Untersuchung aus der Nachbarschaft der ehemaligen Prostataloge konnten kleinherdige Absiedlungen des früheren Prostata-Karzinoms gesichert werden.

Der Name Sister-Mary-Joseph stammt von einer OP-Schwester, die von 1890 – 1915 bei dem Chirurgen W.J. Mayer (1861 – 1939) am St. Mary‘s Hospital in Rochester, Minnesota, tätig war und ihn auf das Phänomen einer Nabelmetastase aufmerksam machte. Hamilton Bailey hat 20 Jahre später in seinem chirurgischen Standardwerk „Physical Signs in Clinical Surgery“ zum ersten Mal den Begriff „Sister- Joseph’s nodule“ verwendet.

Tumoren in der Nabelgegend sind selten. Meist handelt es sich um Fernmetastasen, in 1 – 3 % der Fälle von intraabdominalen Neoplasien. Bei Frauen findet man in 6 % aller Nabelmetastasen ein primäres Ovarialkarzinom. Als mögliche Ausbreitungswege werden, neben der direkten Infiltration über das Peritonealblatt, Ausbreitungswege über Gefäße und Ligamente embryonaler Herkunft und über Lymphbahnen diskutiert. Meist sind die Nabelmetastasen Ausdruck eines fortgeschrittenen Tumorstadiums mit schlechter Prognose. Die mittlere Überlebenszeit beträgt weniger als 11 Monate. Als wichtigstes Diagnostikum für Uro-Metastasen hat sich die 68 Ga-PSMA-PET / CT etabliert.

 

Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.