Risk of second non-breast-cancer among patients treated with and without postoperative radiotherapy for primary breast cancer: A systematic review and meta-analysis of population-based studies including 522,739 patients

Radiotherapy and Oncology, Vol.21, Dezember 2016, S. 402 – 413, T. Grantzau et al., Aarhus / Dänemark

Operierte Brustkrebspatienten, bei denen eine Strahlentherapie durchgeführt wurde, entwickelten in 23 % der Fälle ein Zweitkarzinom, bei den nicht strahlentherapierten Patienten nur in 8 %.

Die brusterhaltende Krebsoperation erfordert eine postoperative Strahlentherapie, die wiederum sekundär solide Karzinome hervorrufen kann. Wegen der Fünf-Jahres-Überlebensrate von 80 % leben die Patienten lange genug, um das Risiko eines behandlungsinduzierten Zweitkarzinoms zu erleben. Einige Studien haben gezeigt, dass Brustkrebspatienten ein geschätztes Risiko von 15 bis 30 % für ein zweites Nichtbrustkarzinom haben.

In der vorliegenden Studie sollte mittels Meta-Analyse das Risiko eines Zweitkarzinoms bei operierten Brustkrebspatienten mit und ohne Strahlentherapie, auch im Vergleich zu einer gesunden Frauenpopulation, abgeschätzt werden. Von 766 Studien ließen sich lediglich 22 Originalstudien mit 522.739 Brustkrebspatienten auswerten. 245.575 Patienten erhielten eine postoperative Bestrahlung, 277.165 Patienten keine Bestrahlung. Das durchschnittliche Alter betrug 57 Jahre, die durchschnittliche Kontrollzeit betrug 8,5 Jahre. Die Behandlungsperiode erstreckte sich von 1935 bis 2007.

Das Risiko eines Zweitkarzinoms bei nichtbestrahlten Patienten betrug 8 %, bei bestrahlten Patienten 23 %. Zweitkarzinome der Lunge zeigten sich nach 10 bis 15 Jahren bei bestrahlten und nicht bestrahlten Patienten gleich häufig. Das gleiche gilt für das Zweit-Ösophagus-Karzinom. Die standardized incidence ratio (SIR) für Zweitkarzinome betrug 1,91 für die Lunge, 2,71 für den Ösophagus, 3,15 für die Schilddrüse und 6,54 für Sarkome.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Radiotherapie nach Brustkrebsoperation bei 23 % der Patienten ein Zweitkarzinom hervorruft. Dies bedeutet aber nicht, dass die Strahlentherapie

nicht mehr angewandt werden soll, schon wegen des großen Erfolges bei der lokalen Behandlung von Brustkrebs. Man muss sorgfältig abwägen, wann eine Strahlentherapie notwendig ist. Lokale Rezidive nach Strahlentherapie kommen – auch bei jungen Patienten – deutlich seltener vor als bei Patienten ohne Strahlentherapie.

 

Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.