Nach 20 Jahren Zusammenarbeit – Netzpionier Dr. med. Klaus-M. Ricken verabschiedet sich
Als Mann der ersten Stunde war er 1999 Mitbegründer des Radiologienetzes. Anfang des Jahres nun wurde Dr. med. Klaus-M. Ricken von seinen Netzkollegen verabschiedet. Curagita-Vorstand Dr. Johannes Schmidt-Tophoff nutzte die Verabschiedungsfeier in Weinheim am 12. Januar für eine persönliche Danksagung.
Verehrter Herr Doktor Ricken, vielen Dank für die fast 20-jährige Zusammenarbeit! 1999 haben Sie mit uns und neun weiteren Praxen das Radiologienetz gegründet. Dabei war unser beider Anfang nicht leicht, ließen Sie mich doch schriftlich erklären, nicht bei Scientology zu sein. Aber wenn jedem Anfang ein Zauber innewohnt, dann sind Sie einer der Zauberer gewesen, einer, der Wort führte, einer, der mit Kopf und Herz für Radiologie und Netz eintrat, einer, der stets gute Ideen einbrachte:
• 2000 beschafften wir Praxisbedarf und PACS als Gruppe,
• 2002 starteten wir mit MaMa in das Mammografie-Screening und mit einem EU-Projekt in die Teleradiologie,
• 2006 stellten wir Radiologie 2020 auf dem DRK vor und wurden als Dienstleister des Jahres vom Land Baden-Württemberg ausgezeichnet,
• 2006 bis 2008 waren Sie Aufsichtsrat der Curagita,
• ab 2010 waren Sie Fachbeirat und
• seit 2011 Aktionär der von Ihnen ebenfalls mitgegründeten DeRaG.
Die heute anwesenden Curagitaner Kreft, Schmid, Staudigel und ich erinnern sich gerne an tägliche Telefonate, an viele Versammlungen, an unzählige berufspolitische Termine in Karlsruhe, Stuttgart, Bayern, Berlin, Chicago, darunter mit dem BDR-Vorstand in Köln. Bei all dem Engagement und der Kompetenz, die Sie einbrachten, hat mich immer interessiert, wer „KMR“ ist, wer der Mensch hinter dem Arzt, dem „Praxissenior“ und dem Berufspolitiker ist. Zur Befundung ziehe ich Ihr eigenes WhatsApp-Bild heran und bitte die anwesenden Radiologen, mir dabei zu helfen:
Wir sehen Sie, Herr Dr. Ricken, als Steuermann eines Segelboots auf dem Meer. Natürlich ein Segelboot, denn Motorboot ist zu einfach. Furchtlos gehen Sie im Zweifel den schwierigeren Weg, wo es Intelligenz und Kunstfertigkeit zur Problemlösung braucht. Im Hintergrund ist ruhiges Fahrwasser zu sehen, aber warum schauen Sie so ernst?
Zum einen blicken Sie nach vorne, das zukünftige Wetter vor uns im Blick, während wir nach hinten in die Vergangenheit schauen. Sie schauen voraus und sind gerüstet für den Sturm. Als vorbereiteter und erfahrener Seemann sehen Sie eher die Gefahr des Unwetters als ein eitel in die Kamera lächelnder Schönwetterkapitän. Ihr Blick ist also weniger ernst als vielmehr konzentriert.
Das liegt auch daran, dass Sie eine weit höhere Komplexität als die meisten von uns erfassen können und diese zulassen: Ihr Blick ist der Röntgenblick auch auf Nebenbefunde und kleinste Läsionen, oB heißt bei Ihnen nicht oB-erflächlich gescreent sondern oB-ergenau durchgearbeitet.
Leider sieht man das auf dem Bild nicht, aber Sie haben die neueste Meteorologie- und Navigations-Elektronik im Head-up-Display im Blick. Die haben Sie nach Durchsicht zahlreicher Testberichte und intensivem Kollegenaustausch im Media Markt selbst erstanden und vor Einsatz geprüft.
Ebenfalls nicht auf dem Bild zu sehen ist das Mobiltelefon im Halfter des fleißigen Multitaskers, mit dem er Meinungen einholt, Wasserstandsmeldungen abfordert, Aufträge vergibt, Aufmerksamkeit kontrolliert, aktivierende Rundrufe absondert und über das er Freuden und Sorgen, verpackt in viele Sachthemen, mit anderen teilt.
Als Kapitän sorgen Sie sich mit hohem Gerechtigkeitssinn um die Mannschaft und übernehmen Verantwortung. Liebe erwarten Sie nicht. Sie wollen vorankommen und mit Ihrem hohen Anspruch ist die beste Note bei Ihnen, dem strengen Lehrer, die 3. Mit Ihrem eher paternalistischen Weltbild ziehen Sie andere durch überzeugende Kompetenz und engagierten Einsatz in Ihr Boot.
Sie gehören zu der Gruppe von Menschen, die sich Dinge durch selbstloses Dienen für die Sache erarbeiten wollen. Manchmal freilich fühlen Sie sich allein auf der Brücke, weil die anderen auf Position, aber eben weniger einsatzbereit sind. Sie sind zwar auch Kämmerer, der auf die Stellen hinter dem Komma schaut, aber vor allem Kümmerer, der, wenn man ihn braucht, zuverlässig da ist.
Wenn es der Sache hilft, kann Ihr Boot schon mal zum Schlachtschiff und Sie zum Flottenadmiral werden. Dafür haben Sie sich manch Feind, aber eben auch große Anerkennung verdient. Als überzeugter Segler ziehen Sie jedoch Segelschiffe dem Dampfer mit vielen Ersten Offizieren vor, selbst wenn Sie der Haupteigner bleiben.
Sie suchen die Herausforderungen in der (Un-)Tiefe und Weite des Meeres. In der Tiefe beschäftigen Sie sich mit IT auf Byte-Level, mit AGB (die Sie als einziger gelesen haben), tauchen mutig im undurchdringlichen Barrier Reef der Gebührenordnungen und Abrechnungen. Sie wollen den Feind kennen, um ihn zu schlagen, dafür erscheint Ihnen kein Detail unumschiffbar.
Auf dem weiten Meer der Berufspolitik kennen Sie keine Angst, weil Berufspolitik für Sie als Strategen die Fortsetzung der freiberuflichen Praxis mit anderen Mitteln ist. Zurück zum Bild. Unkonventionell angezogen steht der Kapitän da. Obwohl machtbewusst, braucht er keine Insignien wie Kapitänsmütze oder -uniform. Er ist eher Glaubenskrieger, der überzeugen will.
Herr Ricken, soweit der hoffentlich richtig-positive Befund. Wir schätzen Sie mit all den hier genannten Eigenschaften sehr. In Anerkennung Ihrer Verdienste um das Radiologienetz und als Zeichen unserer wahrhaftigen Verehrung möchten wir daher einen Raum in unserem Büro nach Ihnen benennen. Bitte lachen Sie nicht, denn spontan dachten wir an unseren wichtigsten, den Serverraum. Dort laufen deutschlandweit alle Drähte zusammen, das ist unsere Schaltzentrale.
Nun ist es das Foyer, der Eingangsraum, geworden, den wir nach Ihnen benennen wollen.
Außerdem tragen wir Ihnen die Ehrenmitgliedschaft des Radiologienetzes an. Sie gehen als unser Lotse von Bord und wir bedanken uns bei Ihnen, weil Sie uns immer mit Arbeit und Kritik auf Trab gehalten und uns so besser gemacht haben.
Damit Sie uns in Erinnerung behalten, möchte ich Ihnen abschließend eine Fotocollage mit einigen unserer Fotos überreichen.
Vielen Dank!
Dr. Johannes Schmidt-Tophoff