Medizinklimaindex Frühjahr 2021
Die niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in Deutschland schätzen ihre wirtschaftliche Lage und Aussicht nur geringfügig pessimistischer ein als im Herbst 2020. Der Medizinklimaindex (MKI) sank seit der vorherigen Erhebung um drei Punkte auf einen Wert von -1,4. „Damit liegt er nun auf dem Niveau, das wir auch in den zwei Jahren vor der Pandemie beobachtet haben“, berichtet Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.
Der MKI gilt als Indikator für die wirtschaftliche Zuversicht der niedergelassenen Ärzte und wird seit 2006 halbjährlich von der Stiftung Gesundheit erhoben. Als im vergangenen Mai die erste Welle der Covid-19-Pandemie durch Deutschland rollte, brach der MKI um 22,8 Punkte ein und verzeichnete damit den stärksten Rückgang seit Beginn der Erhebung vor 15 Jahren. Von derart heftigen Reaktionen sei bei den Ärzten derzeit nichts zu spüren, bilanziert Obermann.
Nach der deutlichen Erholung im vergangenen Herbst habe sich die Lage stabilisiert: „Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist bei den niedergelassenen Ärzten nahezu gleichgeblieben, und bei den Erwartungen für die Zukunft hat es vor allem Verschiebungen zwischen denjenigen Ärzten gegeben, die eine günstigere oder gleichbleibende Lage erwarten.“ Derzeit erwarte weniger als ein Drittel der Ärzte eine Verschlechterung – nur etwa halb so viele wie in der ersten Pandemie-Welle im Mai 2020. „Das mag sowohl Ausdruck von Erfahrung mit der Infektion wie auch einer kritischeren Bewertung der epidemiologischen Diskussion sein“, vermutet Obermann.
Positiv entwickelte sich die Stimmung bei den Fachärzten: Ihr Index stieg um 6,2 Punkte an und liegt nun zum ersten Mal seit Herbst 2017 wieder über Null (1,3). Bei der Betrachtung der einzelnen Fachgruppen zeigt sich, dass vor allem die Hausärzte ihre wirtschaftlichen Zukunftsaussichten pessimistisch sehen: Bei ihnen erwartet mehr als ein Drittel eine Verschlechterung in den kommenden sechs Monaten. „Das ist erheblich mehr als in den anderen Fachgruppen“, so Obermann. Dadurch liege der Fachgruppenindex der Hausärzte mit einem Wert von -10,1 derzeit an letzter Stelle. Die Fachgruppenindices der Zahnärzte und Psychologischen Psychotherapeuten gingen ebenfalls zurück, wenn auch in geringerem Maße.
Dieser Artikel stammt vom Leo Schütze Verlag, Herausgeber des "Schütze-Briefs". Curagita übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit dieser Informationen