Mammografie nach Hildegard Aust „Vom Sehen zum Verstehen, vom Greifen zum Begreifen“
Geht es um Qualitätsfragen, so ist es für Hildegard Aust nicht von Belang, in welcher Einrichtung eine Mammografie durchgeführt wird, sondern auf welche Art und Weise.
Ein gutes Bilddokument sieht sie als Ergebnis einer kooperativen Teamarbeit von Patientin und MTA und als Grundlage einer soliden Diagnostik. Mit einem speziellen, praxisorientierten Trainingsprogramm möchte die ehemals leitende MTA und Preisträgerin des „Eugenie und Felix Wachsmann Preises“ schulen und motivieren, um die bestmögliche Positionierung für jede Patientin zu erzielen – auf eine Weise, die für die Patientin akzeptabel ist.
Redaktion: Was unterscheidet Ihren Schulungsansatz von anderen?
Hildegard Aust: Mein Hauptfokus liegt auf qualitätsbewusster Arbeit, welche von einer ergebnisorientierten Vorgehensweise mit starkem Bezug zur Patientin geprägt ist. Analyse und systematisches Training sind hierbei mein Ansatz. Bei der Analyse beurteilen die Kolleginnen und ich gemeinsam die bisher erstellten Bilder. Die darin enthaltene „Handschrift“ der jeweiligen Bilderstellerin ist der Ansatz zum Lernen. Wer Fehler vermeiden will, muss sie erkennen und lernen, sie zu vermeiden. Dabei hilft die ganzheitliche Wahrnehmung der Patientin, die gerade vor uns steht. Sie ist der Mittelpunkt, sie muss ich erreichen, um mit ihr zusammen zu einer guten Positionierung zu kommen. Dazu gehört neben der Wahrnehmung für eventuelle anatomische Varianten vor allem auch die psycho-soziale Kompetenz. Ohne Empathie für die Patientin ist diese Untersuchung der „distanzlosen Nähe“ nur schwer zu erreichen.
Redaktion: Daher das Greifen und Begreifen und das Sehen und Verstehen?
Hildegard Aust: Richtig. Aus fachlicher Sicht kommt es bei der Untersuchung darauf an, alle diagnoserelevanten Details abzubilden; wir sprechen von der diagnostischen Bildqualität. Mit meiner Wahrnehmung über die Hände sowie das Bild im Lichtvisier realisiere ich die korrekte Parallel-Lagerung der Brust, ohne dabei jedoch die Frau „aus den Augen zu verlieren“. Wir erreichen die gute Positionierung nur gemeinsam. Sie muss verstehen, was ich von ihr möchte. Das geht am einfachsten über einen ruhigen, souveränen Positionierungsvorgang, bei dem sich die Frau sicher aufgehoben fühlt. Die Sprache der Hände und der Blickkontakt lassen im Optimalfall eine kooperative, vertrauensvolle Zusammenarbeit für die wenigen Minuten der Untersuchung zwischen MTA und Patientin entstehen.
Redaktion: Was sollte einer MTA mitgegeben werden, was nicht in der Ausbildung gelehrt wird?
Hildegard Aust: In ihrer MTA-Ausbildung eignen sich die Kolleginnen eine Fülle von technischem und medizinischem Fachwissen an. Dieses ist notwendig, um die hochtechnisierten Untersuchungsverfahren durchführen zu können. Nach meiner Erfahrung kommt in der Ausbildung die Vermittlung psycho-sozialer Kompetenzen zu kurz. In meinen Schulungen versuche ich, ein Verständnis für den Zusammenhang zwischen Empathie der MTA, Vertrauen und Kooperation der Patientin und gutem Bildergebnis zu vermitteln. Ich vermittle auch Theorie, aber dann steht natürlich vor allem die praktische Arbeit direkt am Gerät im Vordergrund. Praxis geht nur übers „Hand anlegen“ und Wahrnehmung schulen und optimalerweise in kleinen Gruppen. Und: ich will auch die Freude wecken an der speziellen Herausforderung der Mammographie!
Über die CurAcademy können praxisindividuelle Schulungen von Hildegard Aust gebucht werden. Durchgeführt hat sie gerade ein Training für das Team der Mitgliedspraxis Mechernich, welches ihr große Wissenstiefe, Engagement und eine gute Portion Humor bescheinigt.
Hildegard Aust war vor ihrer freiberuflichen Tätigkeit als leitende MTA im Mammographie-Screening-Zentrum Wiesbaden engagiert. Zudem war sie im Auftrag des Referenzzentrums Mammographie Südwest unter der Leitung von Frau Dr. Bock mit Supervisionstätigkeiten an den Standorten der Screening-Einheiten für die Sicherung und Optimierung der Positionierung und des Untersuchungsworkflows im Einsatz.