IOERT versus external beam electrons for boost radiotherapy in stage I/II breast cancer: 10-year results of a phase III randomized study

Breast Cancer Research, Vol. 23, April 2021, https://doi.org/10.1186/s13058-021-01424-9

A. Ciabattoni et al., Rom

235 Patienten mit Zustand nach einer Mamma-Karzinom-OP wurden mit einer Ganzbrust-Bestrahlung von 50 Gy behandelt. Bei Patienten mit erhöhtem Lokalrezidiv-Risiko erfolgte eine Boost-Bestrahlung von 10-16 Gy. 125 Patienten erhielten eine intraoperative Strahlentherapie (IOERT), 110 Patienten eine externe Strahlentherapie (EBRT). Innerhalb von 12 Jahren (10-16 Jahre) wurden 38 Rezidive nachgewiesen. In der IOERT-Gruppe waren es 15,2%, in der EBRT-Gruppe 17,3%. In der ersten Gruppe zeigten sich in drei Fällen Fernmetastasen (2,4%), in der anderen Gruppe siebenmal (6,4%). Insgesamt zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in beiden Gruppen, jedoch gab es einen Trend zu Gunsten der IOERT. 

Die Standardbehandlung für Patienten mit einem Mamma-Karzinom im Frühstadium besteht in einer Lumpektomie, einer Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLB) und einer Ganzbrust-Bestrahlung (WBI) mit etwa 50 Gy. Bei Patienten mit erhöhtem Lokalrezidiv-Risiko folgt auf die WBI eine Strahlenerhöhung des Tumorbetts mit 10-16 Gy in fünf bis acht Tagesfraktionen. Boost-Methoden umfassen entweder die externe Strahlentherapie (EBRT) oder eine intraoperative Strahlentherapie (IORT), z.B. mit Linac-basierten Elektronen (IOERT). Hierbei sind die Behandlungsvolumina kleiner als bei der EBRT, und die Haut als Risikoorgan wird nicht bestrahlt.

Es sollten in der vorliegenden randomisierten Studie mit langfristiger lokaler Kontrolle die Toxizität und die kosmetischen Ergebnisse im Vergleich von IOERT- mit EBRT-Boost bewertet werden. Von April 1999 bis April 2004 wurden 235 Patienten in die Studie aufgenommen. 125 Patienten mit IOERT- und 110 Patienten mit EBRT-Boost waren hinsichtlich der Tumorcharakteristika in beiden Gruppen annähernd gleich. Alle Patienten erhielten eine Ganzbrust-Bestrahlung (WBI) von 50 Gy in Fraktionen von 2 Gy mit 6-10 MV Photonen. Die WBI umfasste die Bestrahlung der regionalen Lymphknoten mit 50 Gy. Bei der IOERT lagen die Zieltiefen zwischen 1,4 und 1,9 cm, die Elektronen-Energien zwischen 7 und 9 MeV.

Die adjuvante systemische Behandlung erfolgte meist auf CMF-Basis. Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12 Jahren (10-16 Jahre) ergaben sich 38 Rezidive. In der IOERT-Boost-Gruppe wurden 19 Lokalrezidive (15,2%), in der EBRT-Boost-Gruppe ebenfalls 19 Lokalrezidive (17,3%) festgestellt, wobei diese in der EBRT-Gruppe früher auftraten.

Das kumulative Rezidiv-Risiko nach fünf und 10 Jahren betrug in der IOERT-Gruppe 0,8% bzw. 4,3%, in der EBRT-Gruppe 4,2% bzw. 5,3%. In der IOERT-Gruppe zeigten drei Patienten Fernmetastasen, in der EBRT-Gruppe sieben Patienten. Nach IOERT betrug die krankheitsfreie Überlebensrate (DFS) nach fünf und 10 Jahren 91,4% bzw. 84,0%, nach EBRT 90,6% bzw. 80,9%. Out-field-Rezidive zeigten sich in der IOERT-Gruppe in 7,9%, in der EBRT-Gruppe in 10,3% der Fälle.

Die kosmetischen Ergebnisse waren in der IOERT-Gruppe signifikant besser als in der EBRT-Gruppe. Sowohl die lokoregionäre Kontrolle als auch die Gesamtüberlebensrate zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Boost-Gruppen, jedoch ergab sich ein Trend zu Gunsten von IOERT.


Autor: Prof. Dr. U. Klein