Harnröhrenstrikturrate nach Bestrahlung eines Prostatakarzinoms. 5-Jahres-Daten eines zertifizierten Prostatakarzinom-Zentrums
Der Urologe, Vol.56, März 2017, S. 336 – 341, J. Kranz et al., Eschweiler
Eine Strahlentherapie jedweder Art bei Vorliegen eines Prostatakarzinoms kann in 3,4 % der Fälle zu einer Harnröhrenstriktur führen. Alleinige Therapie ist die Harnröhrenschlitzung, die eine hohe (66 %) Rezidivrate hat und eine bis zu viermalige Wiederholung erforderlich macht.
Akute Strahlenfolgen nach Strahlentherapie eines Prostatakarzinoms treten in der Regel nach bis zu 90 Tagen auf. Radiogen bedingte Harnröhrenstrikturen werden meist später klinisch relevant, das heißt nach mehr als sechs Monaten mit einem Gipfel nach zwei Jahren.
Urethrale Strikturen treten in 2 – 32 % der Fälle nach kombinierter Bestrahlung (mittels Low-dose-rate-(LDR-) oder HDR-Brachy-Therapie mit perkutaner Radiotherapie) auf, nach alleiniger perkutaner Strahlentherapie in ca. 2,5 % und nach alleiniger LDR-Brachy-Therapy in ca. 3 % der Fälle. Neben der Gesamtstrahlendosis gelten als weitere Risikofaktoren: Alter, Vorliegen einer Hypertonie und vorangegangene transurethrale Prostataresektion. Letztere kann die Striktur-Rate um bis zu 16 % erhöhen. Nach radikaler Prostataresektion beträgt die Harnröhrenstriktur-Rate ca. 9 %.
Von Januar 2008 bis Dezember 2012 wurden 519 Patienten bestrahlt. Das Durchschnittsalter betrug 65,1 Jahre (43 – 80 Jahre). 82 Patienten (15,8 %) erhielten eine LDR-Brachy-Therapie, 279 Patienten (53,8 %) eine perkutane Radiatio und 158 Patienten (30,4 %) eine Kombinationstherapie. Eine Kontrolle erfolgte bis 2016. Insgesamt lag die Striktur-Rate bei 3,4 % (18 Strikturen bei 519 Patienten).
Die verabreichte Strahlendosis bei der LDR-Brachy-Therapie betrug 145 Gy (einmalige Applikation), bei der perkutanen Strahlentherapie 74 Gy (in sieben bis acht Wochen, fünf
Tage / Woche), bei der Kombinationstherapie 68 Gy in fünf Wochen). Die mediane Zeit bis zur Diagnosestellung einer radiogenen Harnröhrenstriktur betrug 21 Monate (14 – 32
Monate). 89 % lagen im bulbo-membranösen Anteil der Urethra.
Nach endourologischer Behandlung traten 12 Rezidive auf (66 %), die mittels Harnröhrenschlitzung behandelt wurden, in einigen Fällen bis zu viermal. Eine frühzeitige Diagnose einer Harnröhrenstriktur nach Strahlentherapie ist unbedingt anzustreben.
Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.