Harnröhrenstrikturen nach Strahlentherapie

Der Urologe, Vol.56, März 2017, S. 306 – 312, C.M. Rosenbaum et al., Hamburg

Eine radiogen bedingte Harnröhrenstriktur entsteht dosisabhängig meist im bulbo-membranösen Bereich aufgrund verminderter Mukosa-Durchblutung mit konsekutiver Fibrose. Sie tritt meist nach zwei Jahren auf. Bei Strikturen über 2 cm Länge ist eine Harnröhrenplastik mittels Mundschleimhaut-Autotransplantation die Methode der Wahl.

Radiogen bedingte Harnröhrenstrikturen (RHS) stellen die häufigsten Langzeitnebenwirkungen nach Bestrahlung der Prostata dar (gelegentlich auch nach Bestrahlung eines Rektum-Karzinoms). Daneben können auch Pollakisurien, Dysurien und Hämaturien auftreten.

Die RHS entstehen durch eine verschlechterte Durchblutung der Mukosa mit Schädigung der Basalmembranen der periurethralen Blutgefäße mit Folge einer Endarteriitis. Es kommt zur Ischämie, zu einer chronischen Entzündung mit nachfolgender Fibrose. Diese Veränderungen können auch noch viele Jahre nach einer Strahlentherapie auftreten, meist jedoch nach etwa zwei Jahren.

Die genannten Effekte sind dosisabhängig und treten insbesondere bei der Kombination von Brachytherapie mit perkutaner Radiatio auf (2 – 32 %). Die niedrigste Rate zeigt sich bei der alleinigen perkutanen Bestrahlung (ca. 2,5 %), eine etwas höhere Rate bei der alleinigen Brachytherapie (ca.3 %). Neben der Strahlentherapie gibt es noch weitere Faktoren für eine

Striktur: Alter, arterieller Hypertonus und weitere Komorbiditäten.

Über 90 % der Strikturen finden sich im bulbo-membranösen Bereich der Harnröhre, selten im Blasenhalsbereich. Die mittlere Länge der Striktur liegt zwischen 2 cm und 3 cm. Tenesmen und Hämaturien als Folge einer Strahlenzystitis treten bei 5 % der Patienten nach perkutaner Strahlentherapie auf, bei 7 % nach kombinierter Strahlentherapie (Brachytherapie und

perkutane Strahlentherapie). Diagnostisch ist eine Urethrozystoskopie sowie ein retrogrades Urethrogramm durchzuführen sowie eine MRT, um ein Prostatarezidiv auszuschließen.

Endoskopische Therapien haben eine hohe Rezidivrate von über 50% und führen zu höheren Inkontinenzraten. Die erektile Funktion scheint dagegen nicht beeinträchtigt zu sein. Bei Strikturen über 2 cm Länge erscheint eine Harnröhrenplastik mit Mundschleimhaut-Autotransplantation als Methode der Wahl. Die Erfolgsrate liegt zwischen 71 und 78 %, die Inkontinenzrate zwischen 10,5 und 44 %. Die Implantation eines artifiziellen Sphinkters stellt eine adäquate Therapie bei höher-gradiger Harninkontinenz dar.

 

Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.