Generationswechsel in den Heilberufen
In den letzten Jahren ist auch in den Heilberufen ein Wechsel der Generationen immer deutlicher erkennbar. Viele aus der Babyboomer-Generation haben den Ruhestand im Blick und planen schon dafür. Viele jüngere Menschen ergreifen diese Berufe mit neuen Perspektiven und Bedürfnissen. Doch welche Unterschiede gibt es wirklich zwischen den Generationen? Die apoBank führte in Kooperation mit dem DocCheck Research Institut Köln dazu eine randomisierte Befragung unter Ärzten und Apothekern durch.
Die sogenannten Millennials oder auch Generation Y sind Personen, welche ab den frühen 1980ern bis Ende der 1990er geboren wurden und sich nun immer mehr in der Arbeitswelt etablieren. Das Durchschnittsalter in dieser Umfrage liegt bei 50 Jahren, dabei ist die jüngere Generation im Durchschnitt etwa 39, die ältere 61 Jahre alt. Die Hälfte der Teilnehmenden plant in den nächsten sechs Jahren eine Ab- bzw. Übergabe oder befindet sich bereits im Ruhestand. Für eine ausgeglichene Verteilung unter den Heilberufen umfassen die Befragten zu gleichen Teilen Allgemeinärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Apotheker sowie jeweils zur Hälfte Männer und Frauen. So lässt sich ein breites Meinungsspektrum abbilden.
Digitaler Fokus der neuen Generation
Die 800 Teilnehmenden wurden zu diversen Bereichen in ihrer Arbeit als Ärzte oder Apotheker befragt. Dabei wurden schon zu Beginn teils starke Unterschiede deutlich. So schätzen sich 81% der jungen Generation als digital ein, über die Hälfte der älteren Kollegen arbeiten dagegen eher analog. Dies verwundert nicht in Anbetracht der Tatsache, dass jüngere Menschen mit der digitalen Technik aufgewachsen sind, sich dadurch schneller damit zurechtfinden und diese in ihren Alltag aufnehmen. Auch in der Patientenbehandlung setzen mit 72% deutlich mehr junge Ärzte und Apotheker auf digitale Services als ältere (45%). In diesen Bereichen nimmt auch die Bedeutung von guten Bewertungen sowie die Anwendung moderner Untersuchungstechniken immer mehr zu.
Bei Betrachtung ihrer eigenen Rolle sehen sich fast zwei Drittel der jungen Befragten als familien- und freizeitorientierte Teamplayer. Auch hier wird ein stärkerer Gegensatz zur älteren Generation deutlich, welche meist karriereorientiert (55%) und individuell (68%) arbeitet. Entsprechend schätzen fast die Hälfte dieser Heilberufler den Stellenwert ihrer Arbeit im eigenen Leben als hoch ein, was nur für etwa ein Drittel der neuen Generation gilt.
Unter den Befragten planen 50% eine Selbstständigkeit in den nächsten sechs Jahren, oder sie haben sich in den vergangen sechs Jahren selbstständig gemacht. Bei der Frage nach den zentralen Nachteilen der Selbstständigkeit ist vor allem das finanzielle Risiko für die neue Generation relevanter. 77% sehen darin den größten Nachteil. Für die ältere Generation ist die Bürokratie das bedeutendste Problem.
Nicht alles ist eine Frage der Generation
Die Umfrage zeigt nicht nur Unterschiede, sondern auch große Einigkeit in einigen Standpunkten. So sehen alle Generationen deutliche Fortschritte bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die größte Verschlechterung in den letzten 20 bis 30 Jahren ist indes bei der Reglementierung und Kommerzialisierung der Heilberufe zu verzeichnen. Auf die Frage danach, welche Aspekte ausschlaggebend bei der Berufswahl waren, sind die Befragten ebenfalls einer Meinung – sie wurden Ärzte oder Apotheker aus der Faszination am Beruf. Es ist mehr eine Berufung selbst, welche aus dem Wunsch entstand, Menschen zu heilen.
Eine jüngere Generation von Ärzten und Apothekern führt insbesondere digitale Neuerungen ein. Darüber hinaus werden Themen wie Familienfreundlichkeit, ein sicheres Einkommen und eine gute Work-Life-Balance immer relevanter. Auch wenn es nicht die Mehrheit ist, sehen viele Befragte der älteren Generation ebenfalls die Relevanz dieser Aspekte. Welche Konsequenzen dies für den Fortbestand der Freiberuflichkeit in Arztpraxen und Apotheken hat, lässt die Studie offen. Abseits dessen sind sich die Akteure weiterhin über den Kern der Heilberufe einig – die Patienten und der Wunsch, ihnen zu helfen, steht im Mittelpunkt.




