Dissecting the role of lymphadenectomy in the management of renal cell carcinoma: past, present, and future
Kidney Cancer Journal, Vol. 18, Dezember 2020, S. 77-82
A. Kaldany et al., New Brunswick/USA
Die Durchführung einer Lymphknotendissektion (LND) bei Nierenkarzinom-Operationen wird unterschiedlich diskutiert und gehandhabt. Einerseits wurde über eine Sensitivität bei CT und MRT von 77% bzw. 73% berichtet, andererseits wurden bei 20.954 operierten Patienten im präoperativen CT nur 29% der befallenen Lymphknoten entdeckt. Lymphknotenmetastasen stellen zwar einen prognostischen Wert dar, aber es bleibt unklar, ob die LND eine vorteilhafte chirurgische Option darstellt.
Die Rolle der Lymphknotendissektion (LND) während einer Nephrektomie bei Vorliegen eines Nierenkarzinoms (RCC) ist noch nicht vollständig geklärt. Das Staging soll für die Prognose, für die optimalen Behandlungsmodalitäten und zur Eignung für weitere klinische Studien dienen. Nach dem „American Joint Commitee on Cancer“ (AJCC) gibt es vier RCC-Stadien: Stadium I = T1N0M0, Stadium II = T2N0M0, Stadium III = T1-2 N1M0 bzw. T3NanyM0, Stadium IV = T4NanyM0 bzw. TanyNanyM1.
Das Entfernen befallener Lymphknoten kann die Gesamttumorlast erheblich reduzieren. Eine LND sollte durchgeführt werden, wenn präoperativ durch MRT bzw. CT vergrößerte Lymphknoten erkennbar sind. Die Berichte über den Nutzen von LND widersprechen sich teilweise erheblich. Deswegen soll in der vorliegenden Arbeit die Lymphknotenpositivität beim RCC in Bezug auf das Staging, auf die Ergebnisse für die Patientenauswahl für die LND und auf die Durchführung der systemischen Therapie untersucht werden.
Im Jahre 2005 waren die LND-Raten in den USA für alle RCC-Operationen unter 5% gefallen. Das kann daran liegen, dass die RCC im Frühstadium operiert wurden und dass die bildgebenden Verfahren zwischenzeitlich deutlich verbessert wurden. Dennoch lag die Spezifität von CT und MR bei 77% bzw. 73%.
In einer retrospektiven Analyse von 110.963 Patienten mit RCC-Operationen erhielten nur 11.867 Patienten (11%) eine LND. Von diesen hatten nur 1.756 Patienten (14,8%) Lymphknotenmetastasen. In einer anderen Analyse von 2.954 Patienten mit RCC, bei denen eine Nephrektomie mit LND durchgeführt wurde, konnten nur bei 29% der Patienten mit Lymphknotenmetastasen diese im präoperativen CT nachgewiesen werden.
Eine Pilotstudie untersuchte den Lymphknotenstatus mit lymphotrophen Nanopartikel-verstärktem MRT. Es zeigte sich eine Sensitivität von 100% und eine Spezifität von 96%. Das krebsspezifische Überleben von Patienten mit Lymphknotenmetastasen liegt nach fünf Jahren zwischen 21% und 38% und nach 10 Jahren zwischen 11% und 29%.
In einer Kohorte von über 74.000 Patienten zeigten die Patienten mit T3N0M0 im Vergleich zu Patienten mit T1-3N1M0 eine deutlich höhere Überlebensrate (72,7% gegenüber 38,1%) und ein ähnliches Fünfjahresergebnis. Eine 2009 veröffentlichte Studie zeigte keinen Überlebensvorteil der nephrektomierten Patienten mit und ohne LND. Hinsichtlich der Rolle einer adjuvanten Therapie bei Patienten mit Metastasen zeigte Nivolumab eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate.
Insgesamt zeigte sich, dass Lymphknotenmetastasen bei Patienten mit RCC einen entscheidenden prognostischen Wert darstellen. Es bleibt jedoch unklar, ob eine LND eine vorteilhafte chirurgische Option darstellt. Verschiedene laufende Studien an Patienten mit RCC und Lymphknotenmetastasen könnten je nach Ergebnis zu einem Paradigmenwechsel bei der Behandlung führen.
Autor: Prof. Dr. U. Klein