Gemeinsame Stimme für die Zukunft der niedergelassenen Radiologie
Auf Wunsch der Mitglieder im Radiologienetz bearbeiten wir im Fachbeirat seit Jahren verschiedene berufspolitische Themen. Unser Ziel ist hierbei, die gewählten Organe wie den Berufsverband und die Fachgesellschaft, aber auch andere Gruppen radiologischer Freiberufler mit zusätzlichen Argumenten und Simulationen zu unterstützen, um dem insgesamt kleinen Fachgruppenchor eine tragende Stimme hinzuzufügen. Beispiele aus dem letzten Jahr sind die Ministerbriefe und Beispielrechnungen anlässlich der Strompreiserhöhung oder auch die OpenPetition für MFA in Bereitschaftsdiensten. Auch in diesem Jahr wurde eine Reihe von Projekten angegangen, über die die DRG mit uns ins Gespräch kommen möchte.
Deutsches Statistische Bundesamt (Destatis):
Die neue Ärzte-Einkommensstatistik 2021 ist veröffentlicht worden und enthält für die niedergelassene Radiologie weiterhin grobe, auch systematische Fehler (z. B. SBV-Kapitaldienst für Praxiseinstieg), die das Destatis in den Fachgesprächen mit uns zwar erkennt (und daher schon Fußnoten im Bericht angebracht hat), aber nicht lösen kann. Hier haben wir zahlreiche Gutachten und Simulationen verarbeitet, um das kaum mit berufspolitischen Forderungen kompatible Bild vom „reichen Radiologen“ zurecht zu rücken. Wieder haben wir Fragen an die zuständige Abteilungsleiterin in Wiesbaden eingereicht, um auch hier fachlichen Austausch ein Umdenken zu initiieren. Wieder erhielten wir eine geduldige, ausführliche Antwort, die letztendlich alle unsere Kritikpunkte bestätigt, ohne Abhilfe leisten zu können. Beispiel: MVZ werden nicht berücksichtigt, weil sie „bislang keinem Fachgebiet zugeordnet werden können“. Die Statistik weist daher bei den angestellten Ärzten einen Rückgang auf, weil diejenigen, die in MVZ beschäftigt sind, einfach nicht erfasst werden (können). Das verzerrt natürlich die durchschnittlichen Praxisgrößen, zumal die Behörde ebenfalls antwortet, dass eine Erfassung der KV-Sitze nicht möglich sei, da „diese nicht zu den gesetzlich festgesetzten Merkmalen“ zählt. Unsere Fragen sowie das Antwortschreiben in Gesamtlänge finden Sie online.
Projekt „Berufspolitik vor Ort“:
Ausgewählte Mitgliedspraxen haben auf Basis eines gemeinsam abgestimmten Positionspapiers im Rahmen eines Versuchsprojekts explorative Gesprächstermine mit den jeweiligen MdB vor Ort wahrgenommen, um auf die Situation der niedergelassenen Radiologie aufmerksam zu machen. So fanden Gespräche statt in Heidelberg mit dem Landtagsabgeordneten und Mitglied des Gesundheitsausschusses in Baden-Württemberg, Norbert Knopf (Bündnis 90/die Grünen) gemeinsam mit dem Radiologen Dr. Johannes Mattern, mit den Radiologen Dres. Frank Rosa und Stefan Höpfner in Bad Tölz und dem dortigen MdB Alexander Radwan (CSU) sowie mit Dr. Johannes Fechner, (MdB Emmendingen Lahr) zusammen mit dem Radiologen und Fachbeiratssprecher Dr. Klaus Mott. Darüber hinaus gab es Kontakte und Gespräche mit den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses im Bundestag Dr. Christos Pantazis (MdB Braunschweig), Matthias Mieves (MdB Kaiserslautern), Dr. Georg Kippels (MdB Rhein Erft) und Dirk-Ulrich Mende (MdB Celle), weitere sind terminiert mit Stefan Pilsinger (MdB München und gesundheitspolitischer Sprecher der CSU), mit Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) sowie in Mannheim mit der dortigen MdB Isabel Cademartori und dem Netz-Radiologen und Fachbeirat Dr. Rüdiger Arndt. Alle Gespräche waren gut und haben zu neuen Einsichten geführt, wobei wir immer auf BDR und DRG als die zuständigen Verbände und Fachgesellschaften verwiesen. Besonders interessiert waren die MdB an der Richtigstellung der Destatis-Einkommensstatistik, den potenziellen Auswirkungen einer abgestaffelten, zukünftigen GOÄ auf die defizitäre Kassen- und KH-Outsourcing-Radiologie und die Versorgung von „sprechenden“ Ärzten mit High-Med sowie das Problem der Selbstzuweisung von nicht-spezialisierten Teilgebietsradiologen. Mit ebenso großem Interesse haben die MdB die Verbreitung und Auswirkung der investorengeführten MVZ (inkl. deren Lebenszyklus und deren innere Beweggründe, die wir als „genossenschaftlicher“ Betreiber der Deutsche Radiologienetz AG (Mehrheitsbesitz von niedergelassenen Radiologen; Verkauf 2022 an die Med360°AG) aus der Innenschau kennen) auf die Versorgung, den Personalmangel bzw. die Personalkostensteigerungen und die zu langsame Anerkennung von ausländischen Fachkräften durch die anerkennenden Stellen sowie die hohen Energiekosten aufgenommen. Die Resonanz auf die Termine war durchweg positiv, wertschätzend und motivierend für beide Seiten, so dass wir meinen, dass dieser Bottom up Lobbying-Ansatz zielführend sein kann.
Zukunftsszenario „Radiologie 2030“:
Wir haben ein im Radiologienetz breit diskutiertes Update unseres bereits auf dem DRK 2006 vorgestellten Zukunftsszenarios für die niedergelassene Radiologe erstellt. Der erste Entwurf wird derzeit mit 30 Experten in der Radiologie diskutiert.
Meilenstein-Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) pro Curagita zu Kontrastmittelausschreibungen:
Als einer der Hauptkläger neben der Fa. Bayer hat Curagita vor dem BSG am 21.09.23 erfolgreich die Verordnungsfreiheit der Radiologen verteidigt und die gesamte KM-Ausschreibungspraxis der Kassen in den Regionen mit wirkstoffübergreifender Ausschreibung (z. B. RLP, Saarland, Nordhrein) in Frage stellen können. Ziel war hierbei, dass Ärzte aus dem Regressrisiko kommen und auch nicht-bezuschlagte Produkte/Wirkstoffe erstattet bekommen.
Am Ende eines spannenden Jahres bedanken wir uns bei den Vertretern des Fachbeirats, insbesondere bei Dr. Klaus Mott (Radiologie Team (Ortenau)) und Jürgen Witt (Radiologie Franken-Hohenlohe) und empfehlen den viel beachteten Podcast der Ärztezeitung, der ein Interview des Redakteurs Hauke Gerlof mit den beiden zum Thema Zukunft der niedergelassenen Radiologie führte. Beide unterstrichen die Chancen, die sich durch die gemeinsame Lobbyarbeit im Radiologienetz ergeben.


