Arbeitstreffen in Stromberg mit 22 Teilnehmer:innen

Anfang April fand im Kongresshotel in Stromberg ein seit langem mal wieder völlig „analoger“ Netzaustausch statt. Die Themen: „Gerechte“ Vergütung radiologischer Leistungen vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden GOÄ-Reform und Kosten-/Nutzen-Bewertung von KI-Applikationen im Praxisalltag.

Bei herrlichem Frühlingswetter schlossen sich die Teilnehmer:innen des Radiologienetz-Arbeitstreffens einen Abend und einen Tag lang ein, um Argumente zu sammeln und auszutauschen sowie Handlungsoptionen zu bewerten und zu konsentieren. Die gute Mischung zwischen jung und alt, gerade niedergelassen und schon kurz vor dem Ausstieg brachte ein buntes Meinungsspektrum zu vielen Themen. Beispiel eins: sollte eine radiologische Praxis Kardio-CT anbieten, obwohl sie (zu) niedrig vergütet wird als EBM-Leistung, um die Untersuchung nicht an andere Fachrichtungen abzugeben, wie mit dem Ultraschall und Röntgen in früheren Jahren geschehen ODER sollte man sich als radiologische Praxis zurückziehen, weil diese Untersuchung für GKV-Patienten nicht wirtschaftlich erbracht werden kann für rund 150 € Vergütung? Beispiel zwei: Sollen radiologische Praxen als zuweisungsabhängige Versorgungsleister künftig nach 80% Leistungserfüllung im Quartal kein Angebot mehr vorhalten, um zu signalisieren, dass sie nicht das Auffangbecken für auf ihre Budgets achtenden Hausarzt- bzw. Facharzt-Praxen sind, die Patient:innen kurzfristig erstmal in die Bildgebung schicken, um sich einen Puffer bis zum nächsten Quartal zu schaffen und/oder die Aufenthaltsdauer der Patientenschaft im eigenen Arztzimmer zu reduzieren?

Die zentrale Frage, die sich die Teilnehmer aus insgesamt sechs verschiedenen KV-Regionen deutschlandweit stellten, lautete: wie können Radiolog:innen die GOÄ, aber auch EBM/HVM, der bisher quersubventioniert wurde, im Sinne einer radiologischen Gesamtvergütung beeinflussen? Diese Sicherstellung der Einnahmenseite ist für Praxen zukunftsweisend, erst recht vor dem Hintergrund, dass Preiserhöhungen, Gehälter und Inflation die Praxiskosten steigern und teils unveränderbare Belastungen darstellen. Was können wir als kleinste Fachgruppe tun, um die GOÄ-Reform möglichst zu verzögern oder gar abzuwenden und wo gibt es Einflussmöglichkeiten auf den EBM/HVM?

Grundlage der Diskussion bildete ein Arbeitspapier, das Dr. Johannes Schmidt-Tophoff und Carsten Krüger als Vorbereitung vorgelegt hatten und welches nun – aktualisiert mit den Diskussionsergebnissen – allen Netzmitgliedern zur Verfügung gestellt wird.

Das Protokoll der Arbeitssitzung sowie das aktualisierte Arbeitspapier finden Netzmitglieder auf www.pro.radiologie.de.

Ergebnis der Diskussion: das Gespräch zu ihnen bekannten Delegierten sollte von allen Netz-Mitgliedern vor dem Deutschen Ärztetag Ende Mai gesucht werden, um diese mindestens zu einer Enthaltung bei der Abstimmung zum Thema GOÄ zu bewegen. Die Hoffnung: je weniger eindeutig das Abstimmungsergebnis, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass der Gesetzgeber sich auf die GOÄ-Reform in der geplanten Form einlässt. Weiterhin wird das Netz die Berufspolitik der gewählten Vertretungen BDR und DRG mit Argumenten, Daten und Fakten stützen, was bereits mit der Weiterleitung des Arbeitspapiers an die entsprechenden Vorstände in dieser Woche geschehen ist. Direkt in der Woche nach dem Deutschen Ärztetag, der wie immer zeitgleich mit dem Röko in Wiesbaden stattfindet, findet eine außerordentliche Online-Vollversammlung statt, um den Ausgang der Abstimmung und die Folgen für das radiologische Honorar zu diskutieren und mögliches Handlungsoptionen auszuloten. Hier können Sie sich für den 5. Juni um 19.00 Uhr anmelden. Darüber hinaus wird es eine Fortsetzung dieses Formats Arbeitstreffen geben, Thema: Rationalisierung in der Praxis, Termin und Einladung folgen.

Am Nachmittag widmete man sich unter Netzaspekten auch dem Thema Künstliche Intelligenz. Neben einem Marktüberblick und dem Erstentwurf eines Kosten-Nutzen-Schemas als Entscheidungshilfe für den Einsatz in der Praxis, wurden auch Ideen und mögliche Netzprojekte diskutiert, die an der Prozess-Qualität der Diagnostik und deren Messung ansetzen und die Basis für Netzprojekte/-verträge mit Kostenträgern darstellen könnten.

Nach vielen Stunden Tagung ging es zuletzt ins Freie, um noch eine 9-Loch Golfrunde für Golfer mit Platzreife respektive einen Golf Schnupperkurs für alle anderen zu absolvieren. Fazit der Teilnehmer: gute Begegnungen und Diskussionen, immer wieder, gerne regelmäßig und analog vor online!