Mit Konzept und Mentor Onboarding gestalten – Kernpunkte einer Umfrage der Thieme Gruppe
Was erwarten NachwuchsmedizinerInnen von ihrem Arbeitgeber? Die Thieme Gruppe hat im vergangenen Jahr 609 Weiterbildungsärztinnen und -ärzte (WBAs) zum Klinikeinstieg befragt, darunter 4,4% aus der Fachrichtung Radiologie. Das Interesse erstreckte sich von der Bewertung der Ausbildung, der Arbeitsbedingungen und was man sich persönlich während der Anfangszeit einer Facharztausbildung wünscht.
Der erste Teil der Umfrage befasste sich mit einer allgemeinen Einschätzung der Qualität und der eigenen Zufriedenheit sowie der Bereitschaft, die aktuelle Weiterbildungsstätte zu wechseln. Während etwa die Hälfte der Befragten (52 Prozent) zufrieden bzw. sehr zufrieden waren, setzten sich die verbleibenden 48 Prozent aus rund einem Drittel „mittelmäßig zufriedener“ und 15 Prozent „nicht zufriedener“ bzw. „überhaupt nicht zufriedener“ Ärzte zusammen. Damit ist die Hälfte aller befragten Nachwuchsärzte tendenziell oder vollständig unzufrieden und im Ergebnis kumuliert die Bewertung bei einer Note von 3,47. So ist es nicht verwunderlich, dass insgesamt 65 Prozent der Teilnehmer schon einmal über einen Wechsel nachdachten. Die Qualität der Weiterbildung wurde von 10 Prozent als „sehr hoch“, von 40 Prozent als „hoch“ eingeschätzt. Dabei entschied sich wieder etwa ein Drittel der Teilnehmer für eine mittlere Bewertung. 15 Prozent beurteilten die Qualität ihres Arbeitsumfeldes als „nicht hoch“ oder „überhaupt nicht hoch“.
Onboarding – was wird in der ersten Zeit benötigt?
Um die Gesamturteile über Zufriedenheit und Qualität einordnen zu können, forschte Thieme nach, inwieweit sich die Integration ins Team und dessen Unterstützung bei der Einarbeitung auf die Zufriedenheit auswirkten. Und auf die Wahrnehmung qualitativer Arbeit. Beginnen wir bei der Erwartungshaltung der WBAs:
Ein fester Fahrplan als Orientierung sowie Informationen zur Einarbeitung waren die gegebenen Top-Antworten. Auch ein persönlicher Mentor wurde von 13 Prozent der Nachwuchsärzte gewünscht. Die gespiegelte Realität lässt schließen, dass mindestens der Anteil der Befragten, die gern vorher wissen, was auf sie zukommt, in Teilen enttäuscht wurden. Einen Ablaufplan erhielten 36 Prozent, eine Begrüßungsveranstaltung wurde für 33 Prozent der Befragten organisiert und für 36 Prozent der Befragten lag eine Mappe mit wichtigen Informationen zum Start der Weiterbildung vor. Keine dieser Orientierungsmaßnahmen wurde 37 Prozent zuteil. Etwa 225 Ärztinnen und Ärzte traten ihren Dienst in der Klinik ohne vorbereitende Informationen an.
Bewertung der ersten Arbeitswochen
Aus den Bewertungen der ersten Arbeitswochen geht deutlich hervor, dass der Gesamteindruck bei mehr als zwei Dritteln gut ist. Diese Einschätzung entspringt wohl hauptsächlich einer als gut befundenen Aufnahme ins Team und ein sich gut entwickelndes kollegiales Verhältnis. 70,1 Prozent gaben an, ihr erster Eindruck von der Weiterbildungsstätte sei positiv gewesen.
Dabei bescheinigten nur 38,7 Prozent der Arbeitsstätte eine gute Vorbereitung und mehr als die Hälfte der Antwortenden bekam zu Beginn ihres Aufenthalts noch keinen Zugang zu den notwendigen Systemen. Was es für einen gelungenen Start in die Weiterbildung wirklich braucht, war eine nächste Frage. Ein Fünftel etwa entschied sich für ein festes Einarbeitungskonzept, gefolgt von einem persönlichen Mentor (15,3 Prozent). Die gewünschten Eckpfeiler für einen sicheren Einstieg sind demnach ein fester Fahrplan zur generellen Orientierung und ein persönlicher Ansprechpartner für individuelle Ad hoc-Fragen im Arbeitsalltag. Ein kollegiales Miteinander sorgt insbesondere für einen positiven Gesamteindruck. Insgesamt 458 Teilnehmer der Studie waren mit ihrem Onboarding-Prozess unzufrieden.
Wer betreut am besten?
Mit 56 Prozent gaben mehr als die Hälfte der WBAs an, vom Oberarzt oder der Oberärztin persönlich betreut worden zu sein. Bei etwa 20 Prozent war es einer der Fachärzte. Mitunter standen den Nachwuchsärzten auch andere Personen wie erfahrenere WBAs oder Pflegekräfte persönlich zur Seite oder es gab keinen festen Ansprechpartner (13 Prozent). Bei 4 Prozent übernahm ein niedergelassener Arzt oder Ärztin diese Funktion. Im Resümee ist die knappe Hälfte zufrieden bis sehr zufrieden mit den zugeteilten Weiterbildungsbeauftragten. Die 319 weniger bis überhaupt nicht zufriedenen Weiterbildungsärzte führten mangelnde Wertschätzung, Präsenz, Einarbeitung, Hilfestellung und einen fehlenden roten Faden in der Einarbeitung als Gründe an, nur mittelmäßig oder nicht zufrieden mit der Betreuung zu sein. Es wurde geschlussfolgert, dass eine Betreuung durch Oberärzte oder Chefärztinnen überwiegend Zufriedenheit auslöse im Vergleich zu anderen betreuenden Personen, die nominell keine Weiterbildungsbefugnis besitzen. Ein Drittel hielt sich neutral in seinen Aussagen.
Die Weiterbildung soll eigenständiges Arbeiten fördern und damit zusammenhängend die Übernahme von zunehmend mehr persönlicher Verantwortung an die WBAs erreichen. Knapp die Hälfte der Befragten fühlten sich gut auf selbstverantwortliches Arbeiten vorbereitet, zwanzig Prozent allerdings nicht. Bei 14 Prozent der antwortenden Teilnehmer mangelte es an Sicherheitsgefühl, um in ihrem Verantwortungsbereich erwartungsgemäß handeln zu können. Schließlich wurde noch erfragt, ob sich die alltäglich zu verrichtenden Tätigkeiten mit der Stellenbeschreibung deckten. Überraschenderweise konnten nur 53 Prozent der Teilnehmenden eine Kongruenz ihrer Rolle mit der beschriebenen Tätigkeit feststellen. Ein Fünftel befand deutliche Diskrepanzen.
Die größten Herausforderungen der Nachwuchsärzte
Verantwortung, Arbeitsbelastung, Arbeitsklima – die Thieme Gruppe erfragte in ihrer Studie die größten Herausforderungen der Nachwuchsärzte. Während Prüfungsvorbereitungen und das Arbeitsklima weniger problematisch erschienen, galten die hohe Arbeitsbelastung, das Übernehmen von Verantwortung für persönliches Handeln und auch der Umgang mit dem Coronavirus bei den Antworten als größte Hürden. Im Mittelfeld siedelten sich fehlende Rotation, fehlende Ansprechpartner und die Pflicht zur Erfüllung von Zahlen an. Herausforderungen – so ist es nun einmal im Leben – begegnen uns in allen Lebensphasen. Und sie helfen dabei zu wachsen. Insgesamt fühlten sich in dieser Umfrage nur 52,7 Prozent der angehenden Ärztinnen und Ärzte unterstützt, ganze 47,3 Prozent demnach nicht.
Um hier eine Verbesserung zu erreichen, wurde nach konkreten Vorschlägen gefragt. Top-Antwort einmal mehr: ein strukturierter Einarbeitungsplan (23,7 Prozent), gefolgt von besserer Anleitung und Unterstützung (11,4 Prozent) und der Wunsch nach regelmäßigen Feedback-Gesprächen (10,5 Prozent). Personalmanagement und Fortbildungen wurden ebenso genannt, um einen gelungenen Einstieg für Nachwuchsärzte zu gestalten.
Fazit
Auch wenn es in der Organisation und Begleitung der WBAs noch einige Stellschrauben zu bedienen gibt, so hat die Umfrage doch bescheinigt: Der überwiegende Teil der Weiterbildungsärztinnen und -ärzte ist mit dem Onboarding an der Ausbildungsstätte zufrieden. Ein kollegialer Umgang und die Integration in das Team vor Ort scheinen vorhanden. Das gleicht einige Defizite in der Anfangsphase aus. Luft nach oben wurde insbesondere bei den organisatorischen Rahmenbedingungen gesehen. Die Qualität der ärztlichen Begleitung wird ebenfalls ausschlaggebend für das Gelingen der Einarbeitung von Weiterbildungsärzten und -ärztinnen angesehen, hier insbesondere: Zeit nehmen, Feedback-Gespräche und Unterstützung im Bedarfsfall.
Die ausführlichen Umfrage-Ergebnisse finden Sie online zum Download






