Case report of a congenital thoracic outlet syndrome
Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie, Vol. 54, August 2022, S. 522–524
B. Schäfer et al., Aachen
Beim Thoracic Outlet-Syndrom (TOS) liegt in 0,5% bis 1% der Fälle als Ursache eine Halsrippe vor, die je nach Kompression der jeweiligen Strukturen (Gefäße, Nerven) zu klinischen Symptomen führt. Ein vier Monate altes Kind wies nach Kaiserschnitt-Entbindung eine Krallenhand auf und war unfähig, einzelne Fingergelenke aktiv zu strecken. Als Ursache wurde eine Halsrippe in Höhe von HWK7 diagnostiziert, die erfolgreich reseziert wurde. Die Funktion der Hand konnte postoperativ vollständig hergestellt werden.
Beim Thoracic Outlet Syndrom (TOS) handelt es sich um eine Kompression des neurovaskulären Bündels (A. und V. subclavia, Plexus brachialis) in der oberen Thoraxapertur. Der Plexus zieht durch das seitliche Halsdreieck, welches von den vorderen und mittleren Mm. skaleni sowie von der ersten Rippe nach kaudal begrenzt wird. An diesen Engstellen kann es zu einem TOS kommen. In 0,5%–1% der Fälle liegt eine Halsrippe vor, durch die in 5,5–10% Symptome hervorgerufen werden. Abhängig von der Kompression der jeweiligen Strukturen kommt es zu Gefäßeinengungen oder Nervenkompressionen.
Fallbefund: Im Alter von vier Monaten wurde ein durch Kaiserschnitt entbundenes Kind vorgestellt wegen einer Krallenhand mit Unfähigkeit zur aktiven Streckung in den PIP- und DIP-Gelenken der li. Hand. Die Funktion von Schulter und Ellenbogen war normal. Die MRT-Untersuchung zeigte zunächst nur eine intraspinale Arachnoidal-Zyste auf Höhe von HWK7. Da nach sieben Monaten die klinische Symptomatik persistierte, erfolgte eine chirurgische Exploration des Plexus brachialis. Im Bereich der Wurzeln C7 und C8 zeigte sich eine Halsrippe, dazu einengende Muskelfasern, die die Nervenwurzeln tangierten. Unter der Annahme, dass die Halsrippe Ursache für die Neuropraxie war, wurde sie reseziert, und es konnte eine Dekompression der involvierten Nervenwurzeln erreicht werden. Unter physiotherapeutischer Behandlung verbesserte sich die Funktion der li. Hand erheblich bis hin zur vollständigen Rückbildung der Krallenhand.
Insgesamt wurde bei dem kleinen Patienten die Kompression der kaudalen Anteile des li. Plexus brachialis in einem kongenitalen Thoracic Outlet-Syndrom durch eine Halsrippe, ausgehend von HWK7, ebenso durch eine verschlossene M. scalenus-Lücke, verursacht. Durch die Resektion der Halsrippe und durch die Erweiterung der muskulären Enge konnte die Funktion der li. Hand vollständig hergestellt werden.


