Zerebrale Protektion bei endovaskulären Prozeduren

Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Vol.31, Oktober 2017, S.303-307, M. Silaschi et al., Halle/Saale

Nach TAVI kommt es in 1,5%-6% der Fälle zu zerebralen Embolien. Zur Protektion dieser Embolien können implantierbare Filtersysteme eingesetzt werden, die zwar den Umfang, jedoch nicht die Zahl der Hirnläsionen senken können. Die Filtersysteme sind vorläufig vor allem bei Risikopatienten einzusetzen.

Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantationen (TAVI) sind inzwischen zur Standardtherapie bei älteren und Hochrisikopatienten geworden. Allerdings ist die Zahl der zerebralen Embolien mit 1,5%-6% höher als beim chirurgischen Aortenklappen-Ersatz. Zusätzlich ergibt sich eine hohe Inzidenz an sog. stillen Schlaganfällen, die in 68%-84% mittels diffusions-gewichteten MRT-Untersuchungen nachzuweisen sind. Es finden sich hierbei in 22,6% der Patienten neurokognitive Verschlechterungen. Die Langzeitsignifikanz der subklinischen zerebralen Embolien ist allerdings noch ungeklärt.

Zur Senkung der perioperativen Schlaganfälle werden vor der TAVI endovaskulär implantierbare Systeme zur zerebralen Protektion eingesetzt. Dabei handelt es sich um drei CE-zertifizierte Systeme.

Eine Metaanalyse zeigte bei 1225 Patienten eine hohe Inzidenz „stiller“ Hirn-Läsionen von 77,5%. Die Protektionssysteme konnten zwar das Gesamtvolumen zerebraler Läsionen senken, jedoch nicht die Anzahl der Läsionen. Die Ergebnisse bei den verschiedenen Systemen unterschieden sich nicht.

Bei Anwendung der Systeme entstehen Komplikationen durch verlängerte Durchleuchtungszeiten und durch Läsionen am Zugangssystem. Andere Ursachen für embolische Ereignisse bei TAVI sind z. B. eine erhöhte Thrombogenität der Klappe und ein neu aufgetretenes postoperatives Vorhofflimmern. So sind für die Anwendung der beschriebenen Protektionssysteme besonders Risikopatienten geeignet, z. B. mit einer Schlaganfall-Anamnese oder auch Patienten mit Gefäßverkalkungen, die ins Gefäßlumen ragen.

Die tatsächliche Bedeutung dieser Systeme in der klinischen Routine muss jedoch durch weitere Studien evaluiert werden.

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Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.