Wieviel Privatisierung verträgt das Gesundheitswesen?
DeRaG-Vorstand Dr. Johannes Schmidt-Tophoff auf dem Gesundheitskongress des Westens
Am 26. März fand der jährliche Gesundheitskongress des Westens in Köln statt. Dr. Johannes Schmidt-Tophoff hatte die Gelegenheit, das genossenschaftliche Konzept der DeRaG mit einem hochkarätigen Podium zu diskutieren.
Unter Moderation des Vorstandsvorsitzenden der P.E.G. Einkaufs- und Betriebsgenossenschaft Anton Schmidt tauschte er sich mit dem früheren DAK-Vorstand Prof. Herbert Rebscher, dem COO der Rhön Klinikum AG Dr. Gunther Weiß, dem Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln Holger Baumann und dem Krankenhausinstitutsleiter Prof. Wilfried von Eiff von der Universität Münster zum Thema "Wieviel Privatisierung verträgt das Gesundheitswesen? Kontrollverlust vs. Innovationstreiber" aus. Er stellte aus der Radiologie drei Thesen vor:
1. Die sekundärmedizinische deutsche Radiologie ist bereits privatisiert: 50% der Radiologen arbeiten in der freiberuflich-privaten Niederlassung, was in etwa 2,5 Mrd. € oder 50% des Gesamtumsatzes entspricht. Und auch im Krankenhaus gilt: Mehr als die Hälfte aller 800 (Voll-)Radiologieabteilungen sind (teil-)outgesourct, wobei Groß-Krankenhäuser und private Ketten zunehmend insourcen und Radiologiepraxen kaufen. Kommunale Krankenhäuser gehen Betreiberpartnerschaften mit der Industrie ein (z.B. Köln und München mit Philips).
2. Es geht weiter: Die Branche wird mehr Industrialisierung und Private Equity sehen. Der Bedarf an Radiologie wird weiterhin steigen, das Angebot an unternehmerisch-freiberuflichen Radiologen nimmt ab (Demografie plus Generation Y). Dazu treffen immer größere Praxisunternehmen auf die Rationalisierungspotenziale von Künstlicher Intelligenz, Teleradiologie und Industrialisierung, was Finanzinvestoren nach Labor und Dialyse nun auch in die Radiologie treibt.
3. Je nach Perspektive wird sich die weitere Industrialisierung mit Private Equity-Finanzierung (PE) zwar „vertragen“, aber die typischen PE-Wirkungen werden alle deutlich zu spüren bekommen. PE gehorcht bestimmten Zyklen, wird Fremdkapital in die Praxen hebeln, lebt von der „multiple arbitration“ zwischen Ein- und Verkaufspreis, wird restrukturieren und stärker in die Betriebsabläufe eingreifen, den Horizont kurzfristiger setzen und fortwährende Exits produzieren. Daher wird es auch zum Wettbewerb der Geschäftsmodelle, insbesondere mit dem „genossenschaftlich“-arztzentrierten DeRaG-Gegenmodell kommen.
Ansprechpartner:
Dr. Johannes Schmidt-Tophoff