Unter Druck im Unterdruck: Aerosinusitis bei Piloten – Fallvorstellung

Wehrmedizinische Monatsschrift, Vol. 63, Dezember 2019, S. 421-424

C. Juhran et al., Fürstenfeldbruck

Bei Vorliegen einer Sinusitis bei einem Piloten kann es während des Sinkflugs und dem damit verbundenen Einströmen der Luft in die Nasennebenhöhlen (NNH) und in das Mittelohr zu einem Kollaps des Restlumens der Nasengänge und der Tuba Eustacchii kommen mit der Folge starker Schmerzen und eventueller Blutungen in die NNH und in das Mittelohr (Aerosinusitis) mit unter Umständen gefährlichen Situationen für den Piloten. MRT- und CT-Befunde ergeben die Indikationen für eine operative Sanierung der Sinusitis, um die Fliegerverwendungsfähigkeit (WFV) wieder herzustellen. 

Beim Fliegen kommt es je nach Flughöhe zu erheblichen Änderungen des äußeren Luftdrucks. Beim Steigflug entweicht die Luft aus den Nasennebenhöhlen (NNH) und dem Mittelohr, wobei diese beim Sinkflug wieder einströmen muss. Bei einer Sinusitis kann es beim Einströmen der Luft zu einem Kollaps des Restlumens der Nasengänge und der Tuba Eustacchii kommen. Die Folge sind starke Schmerzen und nicht selten Blutungen in den NNH und dem Mittelohr. Diese Schmerzen (Aerosinusitis oder Barosinusitis) können so stark sein, dass es zur Handlungsunfähigkeit kommen kann.

Fallbeschreibung: Ein 37-jähriger Hubschrauber-Pilot klagte im Herbst 2016 über sinusitische Beschwerden mit Behinderung der Nasenatmung. Anamnestisch war vor ca. 10 Jahren eine NNH-OP durchgeführt worden. Es sollte die Wehrfliegerverwendungsfähigkeit (WFV) geprüft werden. Endoskopisch fanden sich in den Nasengängen beiderseits polypöse Schleimhautveränderungen. Die MRT der NNH zeigte eine subtotale Verschattung der Kieferhöhle sowie vollständig verschattete Siebbeinzellen und Stirnhöhlen. Es handelte sich um eine chronische, polypöse Rhinosinusitis.

Nach einer CT-Untersuchung im März 2017 wurde eine endoskopische NNH-OP durchgeführt. Eine Kontroll-MRT im August 2017 ergab einen rückläufigen Befund, wobei diese Restbefunde klinisch als Vernarbung angesehen wurden. Zur weiteren Differenzierung wurde eine flugphysiologische Diagnostik mit einem modifizierten Höhen-Zeit-Profil (HZP) in einer Höhenklima-Simulations-Anlage durchgeführt. Auf Grund dieser Befunde erfolgte im Juli 2018 eine Revisions-NNH-OP.

Aufgrund der MRT-Kontrolle im Oktober 2018 konnte die WFV wieder erteilt werden. Auch nach 50 Real-Flugstunden blieb der Pilot beschwerdefrei.


Wir danken unserem Ehrenmitglied
Prof. Dr. U. Klein
aus München, der Ihnen die
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und zusammenfassend
erläutert.