Transarterial embolization of the external carotid artery in the treatment of life-threatening haemorrhage following blunt maxillofacial trauma

Radiology and Oncology, Vol. 54, September 2020, S. 253-262

Langel et al., Ljubljana/Slowenien

Bei Patienten mit einem maxillofacialen Trauma kommt es aufgrund von knöchernen Gesichtsfrakturen unter Umständen zu Verlegungen der Atemwege und häufig zu lebensbedrohlichen Blutungen, vor allem im Einflussbereich der Arteria carotis interna und externa. CT und DAS sowie MRT zeigen die Frakturen und die Blutungsquellen. Neben einer operativen Blutstillung kommt eine transarterielle Embolisation in Betracht. In einem aktuellen Fall wurde eine Blutung aus der A. maxillaris interna und der rechten A. sphenopalatina (SPA) superselektiv embolisch mittels PHIL gestillt. Nasenbluten und Blutung aus dem Ohr hörten schlagartig auf.

Ein maxillofaciales Trauma stellt 10% aller Traumata dar und hat nicht selten lebensbedrohliche Blutungen zur Folge (1,2% bis 4,5%). Häufigste Blutungsquelle sind die A. maxillaris interna (AMI) mit ihren Ästen und die Aa. aus der A. carotis externa (ACE). Therapeutische Hauptanliegen sind das Offenhalten der Atemwege, Versorgung von Unterkieferfrakturen und Stillen ausgedehnter Blutungen. Letzteres ist möglich mittels offener operativer Gefäßligationen oder durch transarterielle Embolisationen (TAE). Zum diagnostischen Überblick wird zunächst eine CTA durchgeführt. Mittels Mikro-Angiographie sind dann die Äste der A. carotis interna und externa selektiv darstellbar, sodass die entsprechende blutende Arterie unter Durchleuchtung embolisiert werden kann.

Für das Embolisationsmaterial gibt es mehrere Möglichkeiten: Am wichtigsten, und hier an einem Fall demonstriert, ist die Anwendung von PHIL (precipitating hydrophobic injectable liquid). In mehreren Studien war die TAE in 79,4% bis 100% erfolgreich. Hauptkomplikationen waren Hemiplegie, N. facialis-Parese, zerebraler Insult (2%). Geringe Komplikationen (Kopfschmerzen, N. facialis-Parästhesien und lokale Leistenkomplikationen) fanden sich in bis zu 25% der Fälle.

Es wird ein Fall beschrieben, bei dem die Arteria carotis ext. (ECA) erfolgreich embolisiert wurde. Ein 20-jähriger Patient fiel beim Fensterputzen aus dem siebten Stock. Es zeigten sich multiple Gesichtsfrakturen, massive Blutungen aus Nase und li. Ohr, das re. Auge war rupturiert. US, Röntgen, CTA und DAS wurden durchgeführt. Im Bereich der ECA zeigte sich ein 3x4 cm großes Pseudoaneurysma sowie eine Zerreißung der re. SPA. Beide Arterien wurden mittels PHIL embolisiert. Die Postembolisationsbilder zeigten den totalen Verschluss der zerrissenen Arterien, die Blutungen aus Nase und Ohr hörten sofort auf, das Pseudo-Aneurysma war „stillgelegt“.

Insgesamt ist festzustellen, dass bei lebensbedrohlichen Blutungen infolge stumpfer Gesichtsverletzungen Gefäßembolisationen eine schnellere und sicherere Therapie gegenüber chirurgischer Intervention darstellen.


Autor: Prof. Dr. U. Klein