Torsten Almen (1931-2016): The father of non-ionic iodine contrast media
Nyman et al., Acta Radiologica, Vol.57, September 2016, S.1072-1078
Wegen der erheblichen Schmerzen nach intraarteriellen Kontrastmittelinjektionen von ionischem Jod-KM entwickelte der Chemiker und Radiologe Torsten Almen gegen den erheblichen Widerstand der meisten Radiologen im In- und Ausland ein nicht-ionisches jodhaltiges Kontrastmittel zur Gefäßdarstellung, dass heute ausschließlich zur Anwendung kommt.
1923 berichtete E.Osborne zum ersten Mal über den Einsatz von intravenös injiziertem Jod als Kontrastmittel (KM) zur Darstellung des Urintrakts. 1924 injizierte B.Brooks 10 ml Natriumiodid in eine chirurgisch freigelegte distale Femoralarterie und erhielt gute Arteriogramme. Wegen der starken Schmerzen war jedoch eine Generalanästhesie erforderlich.
Der Amerikaner Mosis Swick (1900-1985) führte 1929 das erste organische jodhaltige KM zur Darstellung des Urogenitaltrakts und der Gefäße ein: Uroselektan, Natriumsalz des Pyridons, das ein Jodatom enthält. Swick wurde allerdings von allen „Experten“ angegriffen und ignoriert. Erst 1965 erhielt er den „Valentine Award“ für außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Urologie.
1952-1954 wurden Acetrizoat und später das weniger toxische Diatrizoat entwickelt, einige Jahre später das Iothalamat und das Metrizat. Sie wurden die KM der Wahl für die nächsten 30 bis 40 Jahre und waren alle Salze von Benzolsäure-Derivaten mit drei Jodatomen.
Prof. Almen begann seine radiologische Kariere in Malmö, wo er bei Prof. Nylander angiographieren lernte. Die starken Schmerzen der Patienten nach der KM-Injektion traten nicht auf, wenn danach eine Injektion mit physiologischer Kochsalzlösung erfolgte. Da er auch Chemie studierte, schloss er daraus, dass die Schmerzen durch die hypertone Lösung verursacht sein müssten.
1967 ging er nach Philadelphia, um die hypertonen Effekte von KM hinsichtlich der Mikrozirkulation bei Fledermausflügeln zu untersuchen. Dabei stellte er fest, dass die Osmo-Toxizität gegenüber der Chemo-Toxizität eine wesentlich größere Bedeutung besitzt. Allerdings verstieß sein Konzept eines nicht-ionischen KM gegen die chemischen Prinzipien der damaligen Zeit. So fand er für die Herstellung dieses KM bei verschiedenen pharmazeutischen Herstellerfirmen kein offenes Ohr. Gegen alle Widerstände ließ er seine Formeln 1968 notariell registrieren. Lediglich der Leiter der Firma Nyegaard, Oslo, Dr. Holtermann, interessierte sich für die Entwicklung eines weniger hypertonen KM und gab Prof. Almen einen Vertrag als Mitglied des Forscherteams der Firma Nyegaard.
Das erste wasserlössliche, nicht-ionische KM wurde im November 1968 synthetisiert. Es war das Methylglucamid der Acetrizoid-Säure, die Basis der ersten dreifach iodierten Substanzen, wobei allerdings die Toxizität ebenso hoch war wie bei den früheren ionischen KM. 80 weitere Substanzen wurden getestet, und dann wurde das Metrizamid (Amipaque) entwickelt, das 1974 in den Handel kam. Wiederum meinten zahlreiche Professoren in Europa und in Amerika, dass sie mit dem alten KM zufrieden seien. Weitere Verbesserungen der Substanz wurden durch Bracco, Mailand (Iopamidol) und andere Hersteller erreicht. Sie hatten alle eine Osmolalität, die mit 140–150 mg J/ml zu Plasma isoton war.
1982 wurde Iohexol (Omnipaque) für den klinischen Gebrauch freigegeben, 1993 Iodixanol (Visipaque). Die Firma Nyegaard entwickelte sich von einer kleinen lokalen Firma zu einer der größten norwegischen Unternehmen: Nycomed. Jetzt gehört sie der Firma GE-Healthcare. 2015 wurden weltweit ca. 7500 t nichtionisches KM weltweit eingesetzt.
Aus: CuraCompact 02-2017
(Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der die Veröffentlichungen aus verschiedenen Fachzeitschriften für Sie auswählt und zusammenfassend erläutert.)