The usefulness of MR defecography in the evaluation of pelvic floor dysfunction: our experience using 3T MRI
Abdominel Radiology, Vol.42, September 2017, S.2219-2224, M.S. Al-Najar et al., Amman/Jordanien
Eine Beckenboden-Dysfunktion impliziert u.a. eine chronische Verstopfung und eine schmerzhafte obstruktive Defäkation. Die drei Komponenten des weiblichen Beckenbodens sind unterschiedlich betroffen. Am häufigsten zeigen sich bei Frauen eine Zystozele und eine Uterus/Vagina-Senkung. Die MR-Defäkation-Untersuchung erfasst das gesamte Becken. Es konnte damit gezeigt werden, dass die Beckenboden-Dysfunktion eine multikompartimentale Erkrankung ist, bei der es häufig zu einer anorektalen Senkung kommt.
Eine Beckenboden-Dysfunktion, einschließlich Blasenprolaps, vorwiegend bei Frauen auftretend, selten auch bei Männern, geht einher mit unterschiedlichen klinischen Symptomen einschließlich chronischer Verstopfung und schmerzhafter obstruktiver Defäkation. Der weibliche Beckenboden wird in drei Kompartimente (KO) unterteilt: Das anteriore KO mit Blase und Urethra, das mittlere KO mit Vagina und Uterus sowie das posteriore anorektale KO.
Eine Zystozele und eine Uterus/Vagina-Senkung sind die häufigsten Abnormitäten bei Frauen und betreffen das anteriore und das mittlere KO, Rektozele, Enterozele, Rektumwand- Invagination und anorektale Senkung betreffen das posteriore KO.
Für die Diagnostik der beschriebenen Anomalien ist die MR-Defäkation (MR-D) am besten geeignet. Sie benötigt keine Röntgenstrahlen und erfasst das gesamte Becken. Es wurden 95 Patienten von Juni 2011 bis November 2014 retrospektiv ausgewertet. Es handelte sich um 70 Frauen (73,7 %) und 25 Männer (26,3 %) mit einem durchschnittlichen Alter von 48 Jahren (20-81 Jahre).
79 % der Frauen hatten geboren, bei 11 Frauen war eine Hysterektomie durchgeführt worden. Die meisten Beschwerden (56,8 %) verursachte die chronische Obstipation, 62 % bei den Frauen und 41,7 % bei den Männern. Bei 29,5 % der Patienten zeigte sich eine obstruktive Defäkation, zu 21,1 % bei Frauen und 54,2 % bei Männern. Eine fäkale Inkontinenz lag bei 5,3 % der Patienten vor, ein rektaler Prolaps bei 3,2 %, rektales Blut wurde bei 3,2 % und eine Urininkontinenz bei 2,1 % der Patienten gefunden.
Eine Darmreinigung war vor der Untersuchung einer MR-D nicht nötig, es wurde kein i.v.-KM verabreicht. In Rückenlage wurden 200 ml eines Sonographie-Gels in das Rektum eingeführt. In jeder Sekunde wurde während der Defäkation eine Aufnahme gemacht.
Die häufigsten Abnormitäten waren anorektale Senkungen in 72,6 % der Fälle und anteriore Rektozelen in 71,6 %, wobei Frauen gegenüber Männern signifikant häufiger anorektale Senkungen (85,7 % vs. 36,0 %) und anteriore Rektozelen (85,7 % vs. 32,0 %) aufwiesen. 9,0 % der Frauen hatten eine Uterus/Vagina- Senkung, 57,1 % eine Zystozele. Die anorektale Senkung war assoziiert mit einem abnormen Status aller drei KO in Verbindung mit einer obstruktiven Defäkation, so dass die Beckenboden- Dysfunktion in der Regel eine multikompartimentale Erkrankung darstellt.
Insgesamt ist die MRT-Defäkation die Methode der Wahl, um Beckenboden- Dysfunktionen zu beurteilen. Dies ist besonders vor einer geplanten OP notwendig.
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Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.