Spontaneous dissection of the anterior cerebral artery: A meta-analysis of the literature and three recent cases

Hensler et al., Neuroradiologie, Vol.58, Oktober 2016, S.997-1004

Eine spontane Dissektion der A.cerebri anterior (ACA) ist ein seltenes Ereignis, das bei der 3T-MRTA und bei der DSA charakterisiert ist durch ein Doppel-Lumen und/oder durch eine Dissektionsmembran sowie durch ein Wandhämatom. Eine Stenose der ACA kann erstes Zeichen für eine Dissektion sein.

Die meisten Schlaganfälle betreffen Veränderungen (Infarkte) der A.cerebri media. Bei isolierten Veränderungen der A.cerebri anterior (ACA) muss an eine spontane Dissektion gedacht werden.

Von 91 in der Literatur beschriebenen Fällen stammen 89 aus Asien, zwei Fälle aus dem Kaukasus. Von 80 Fällen, die in die Metanalyse eingeschlossen wurden, betrug das Durchschnittsalter 51 Jahre (35-82 Jahre). Acht Patienten (10%) hatten eine isolierte Subarachnoidalblutung (SAH). 60% betrafen Männer.

Die Dissektion der ACA kann klinisch als isolierter ischämischer Insult, als SAH oder als Kombination von beiden auftreten. Patienten mit einem Schlaganfall durch ACA-Dissektion haben weniger häufig eine Herzerkrankung als ohne Dissektion (0% vs. 42%), eine geringere Prävalenz hinsichtlich eines Bluthochdrucks (45% vs. 70%) und weniger häufig einen Diabetes.

Das akute Auftreten eines neurologischen Defizits in Verbindung mit plötzlich einsetzenden Kopfschmerzen scheint ein wichtiges Zeichen für eine ACA-Dissektion zu sein. Bei Patienten mit einer solchen Dissektion treten in 50% der Fälle Kopfschmerzen auf, bei Patienten ohne solche Dissektion nur in 17% der Fälle.

Die Dissektion hat in der Bildgebung typische Merkmale: doppeltes Lumen, Dissektionsembran sowie ein Wandhämatom, erkennbar mittels DSA, MRTA oder CTA. Das erste angiographische Zeichen einer Dissektion ist oft entweder eine Stenose oder eine Stenose mit Dilatation im betroffenen Segment, Vorkommen in etwa 89% der Fälle. Ein weiteres Zeichen ist ein spitz zulaufender Gefäßverschluss, wobei in 20% ein intramurales Hämatom nachgewiesen wurde. Allerdings konnten diese Merkmale nur in 39% bis 50% der Fälle nachgewiesen werden. Der diagnostische Goldstandard ist nach wie vor die DSA.

Es werden drei unterschiedliche Fälle beschrieben:

Beim ersten Patienten zeigte sich ein plötzlich auftretender, linksseitiger Kopfschmerz und eine flüchtige Parese des rechten Beines. Die MRTA ergab eine Ischämie im Gebiet der linken ACA. Mittels DSA wurde eine ACA-Dissektion nachgewiesen. Es erfolgte eine Stentimplantation. Bei einer Kontrolle nach sechs Monaten war keine Dissektion mehr nachweisbar.

Beim zweiten Patienten trat eine plötzliche Bewusstseinsstörung auf mit einer Hemiplegie des rechten Beines und einer kompletten Aphasie. Es traten keine Kopfschmerzen auf. Die DSA zeigte eine Dissektion der linken ACA mit einer hochgradigen Stenose und einer Dissektionsmembran. Nach sechs Wochen zeigte die DSA ein Pseudoaneurysma, das mittels Coil verschlossen wurde. Die Hemiplegie und die Aphasie besserten sich.

Beim dritten Patienten lag ein plötzlich auftretender Kopfschmerz ohne neurologische Defizite vor. Die MRTA und die DSA zeigten eine SAH und eine hochgradige Stenose der ACA ohne Dissektionsmembran. Nach zwei Monaten zeigte die DSA einen spontanen Rückgang der Stenose.

Insgesamt kann die 3T-MRTA sowie die DSA die Diagnose einer Ischämie der ACA mit oder/ohne Dissektion stellen durch Auffinden eines Doppellumens, einer Dissektionsmembran, einer Stenose auf Grund eines Wandhämatoms oder durch die Entstehung eines Pseudoaneurysmas. Eine konservative Behandlung führt in etwa 70% der Fälle zu guten Ergebnissen.

Aus: CuraCompact 02-2017

(Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der die Veröffentlichungen aus verschiedenen Fachzeitschriften für Sie auswählt und zusammenfassend erläutert.)