Renale Sympathikusdenervation als innovative Therapie des resistenten Hypertonus – eine Bestandsaufnahme
Wehrmedizinische Monatsschrift, Vol.61, Mai 2017, S.94-97, T. Okon et al., Berlin
Hyperaktivität der sympathischen Nervenfasern entlang der Nierenarterien sind in 50 % für den therapieresistenten Bluthochdruck verantwortlich. Die Nervenfaserdichte nimmt von proximal nach distal ab. 75 % dieser Fasern liegen innerhalb von 4,28 mm Entfernung vom Lumen in der Adventitia. Therapeutisch kommt die Anwendung der Radio-Frequenz-Energie in Betracht, die Ultraschall-Energie sowie eine Kryoablation.
5 % bis 30 % aller Hypertoniker leiden an therapieresistentem Bluthochdruck. Bei den 25- bis 64-jährigen Männern beträgt die Prävalenz 16 % bis 73 % bzw. 4,2 % bis 60,7 %. Bei ca. 50 % der Patienten ist eine Überaktivität des sympathischen Nervensystems entlang der Nierenarterien nachweisbar. Dies führt zu einer vermehrten Renin-Ausschüttung mit erhöhter Natrium-Retention. Durch einen katheterbasierten Eingriff ist es möglich, die Nervenfasern in der Adventitia zu veröden, eine „renale Sympathikus-Denervation (RSD)“ durchzuführen. Die anfängliche große Zustimmung ist allerdings einer eher abwartenden, zweifelnden Position gewichen.
77,5 % der Nervenfasern des Sympathikus liegen in einem Abstand zwischen 0,5 und 2,5 mm (von transluminal gemessen) in der Arterienwand, 22,5 % in einem Abstand zwischen 2,5 und 4 mm. Durchschnittlich sind 75 % der Nervenfasern innerhalb von 4,28 mm vom Lumen her lokalisiert. Je weiter die Nervenfasern vom Lumen entfernt liegen, desto größer sind sie. Die Nervenfaserdichte nimmt von proximal nach distal ab.
Neben der Anwendung von Radiofrequenz-Energie sind heute Katheter mit mehreren Elektroden verfügbar. Daneben ist es möglich, mittels Ultraschall als Energieform die Verödung der Nervenfasern zu erzielen. Auch eine Kryoablation wird diskutiert. Patienten mit erhöhter arterieller Steifigkeit profitieren angeblich weniger von der RSD, wobei jedoch nicht feststeht, ob die erhöhte Steifigkeit Folge oder Ursache des Bluthochdruckes ist.
In großen Studien (z.B. Symplicity HTN 3-Studie) konnten die berichteten blutdrucksenkenden Erfolge nicht bestätigt werden. Die Ursachen liegen einerseits in technischen prozeduralen Aspekten an sich, zum anderen an der nicht optimalen Patientenauswahl. In der o.g. Studie hatten über 25 % der Patienten eine KHE und 45 % einen Diabetes mellitus. Dennoch scheint sich herauszukristallisieren, dass die RSD bei einem ausgewählten Patientenkollektiv eine effektive Therapie-Option darstellt.
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Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.