Prostatakarzinom: Rückenwind für mpMRT und Fusionsbiopsie

Im Dezember wurde die jüngste Aktualisierung der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom mit neuen Empfehlungen zur MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie veröffentlicht. Gleichzeitig bekommt die mpMRT Rückenwind durch neue Studienergebnisse.

Die zweite Aktualisierung der S3-Leitlinie "Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“ ist unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie entstanden und stellt einen wachsenden Bedarf für Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms fest: Das mittlere Erkrankungsalter der Patienten mit Prostatakarzinom liegt bei ca. 69 Jahren. Der Anteil dieser Altersgruppe wird sich bis zum Jahr 2050 in etwa verdoppeln. Es werden zudem immer mehr Prostatatumoren in frühen Stadien entdeckt, was auf die Bestimmung des PSA-Werts als Tumormarker zurückgeführt wird. Insgesamt tragen ca. 40 % der männlichen Bevölkerung in den westlichen Industrieländern das Risiko, im Laufe ihres Lebens ein Prostatakarzinom zu entwickeln, aber nur etwa 10 % werden symptomatisch und nur 3 % versterben daran. Die Differenz zwischen Inzidenz und der Mortalität des Prostatakarzinoms nimmt weiter zu.

Vor diesem Hintergrund kommt der multiparametrischen MRT, wie sie im Versorgungsprogramm RaDiagnostiX - Prostata eingesetzt wird, eine zunehmende Bedeutung zu – denn sie kann zwischen aggressiven und wenig aggressiven Tumoren unterscheiden und somit sowohl Patienten als auch Urologen eine belastbare Grundlage für eine Therapieentscheidung bieten.

Wesentliche Neuerungen der Leitlinien-Aktualisierung betreffen jedoch weniger die mpMRT als den Einzug der MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie in die Primärdiagnostik: „Die MRT-US-Fusionsbiopsie kann eingesetzt werden, wenn eine den geltenden Qualitätsstandards genügende multiparametrische MRT einen Prostatakarzinom-suspekten Herdbefund aufweist.“ Das heißt: die qualitätsgesicherte mpMRT ist die Voraussetzung! Hierzu gab es fast zeitgleich eine Veröffentlichung der AG Uroradiologie der DRG unter dem Vorsitz von PD Dr. Matthias Röthke, die die technischen Parameter zur Durchführung der mpMRT erstmals national abbildet und damit wichtige Hinweise auf die Qualitätsanforderungen gibt.

Die mpMRT bleibt zwar weiterhin Kann-Leistung im Rahmen der Erstdiagnostik. Allerdings geben die Ergebnisse der PROMIS-Studie Rückenwind für die mpMRT: Die Validierungsstudie zur mpMRT bestätigt den Mehrwert der mpMRT und kommt zu dem Ergebnis, dass sie jede vierte Stanzbiopsie bei Prostatakrebs-Verdacht überflüssig machen könnte.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die ProtecT Studie, die zwischen 1999 und 2009 durchgeführt wurde, deren Ergebnisse seit 2016 vorliegen und für unterschiedliche Interpretationen sorgen. Ziel der Studie war es, drei Therapiearme zu vergleichen: Operation, Strahlentherapie und Aktive Beobachtung. Im Ergebnis kam es in der Gruppe der aktiven Beobachtung tendenziell nach Jahren zu mehr Krankheitsprogression und Metastasen.

Die Studie selbst verweist darauf, dass sie bei Planung und Durchführung zum Teil auf zwei Jahrzehnte alten Praktiken in der Chirurgie und der Strahlentherapie sowie Randomisierungskriterien beruht. Das bedeutet auch, dass die mpMRT zur Risikostratifizierung zwischen Low-Risk Tumoren und aggressiveren Tumoren bei der Zufallsauswahl der Patienten für die Gruppe der Aktiven Überwachung genauso wenig zum Einsatz kam wie bei der Überwachung selbst. Insofern sind die Ergebnisse nur bedingt auf heutige Maßstäbe zu übertragen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die qualitätsgesicherte mpMRT als risikostratifizierende Maßnahme auch weiter qualitätsgesichert anzubieten und bekannt zu machen, um deren Nutzen, wie in der PROMIS Studie bestätigt, am Patienten zugänglich zu machen.

Ihre Ansprechpartnerin:

Dr. Barbara Amler

alr@curagita.com

 

RaDiagnostiX

Save the Date: Wichtiges Datum für alle Teilnehmer von RaDiagnostiX - Prostata und die, die es noch werden wollen, ist der 13. und 14. Oktober 2017. Dann findet in Heidelberg die diesjährige Fortbildung zum Versorgungsprogramm statt. Ein detailliertes Programm folgt im Laufe des Frühjahrs.