Netzinitiative Berlin konkretisiert sich zu neuem regionalem Netz
Am 6. September fand in Berlin die zweite Vollversammlung des Radiologienetzes Berlin statt. Schwerpunktthema war „MVZ – ein zukunftsweisendes Modell?“, das bereits im Juni schon rege in den anderen regionalen Netzen diskutiert worden war.
Noch steht die Anzahl der Mitgliedspraxen nicht ganz fest. Manche Praxen überlegen noch, ob sie sich auf eine Zusammenarbeit mit ihren Kollegen in dieser Form einlassen wollen, denn: Neben dem Interesse an kollegialem Austausch und engerer Kooperation steht natürlich auch eine gewisse Skepsis, die der Wettbewerbssituation des Berliner Radiologiemarktes geschuldet ist.
Der Berliner Markt der Radiologie
Berlin ist eine dynamische Stadt, die in vielerlei Hinsicht anders als der Rest der Republik tickt – auch in der Radiologie. Im Gegensatz zur bundesweit inzwischen konsolidierten Praxislandschaft, in der Einzelpraxen nur noch Ausnahmen bilden, gibt es in Berlin immer noch viele kleine Radiologiepraxen, teilweise ganz ohne Schnittbild oder nur mit Computertomographen ausgerüstet. Die Gesamtvergütung für Berliner Radiologen liegt unter dem Bundesdurchschnitt mit niedrigeren RLV bzw. QZV und auch die Honorare je Fall liegen mit 70,18 € deutlich unter Vergleichswerten aus bspw. Baden-Württemberg (85 – 90 €). Die durchschnittliche Fallzahl pro radiologischem Sitz beträgt 1.331. Das ist 15 % unter dem Niveau eines radiologischen Sitzes in Bayern. Neben wenigen „Mega“-Praxen liegen in Berlin innerhalb weniger Fahrkilometer mit U-Bahn oder Bussen viele kleinere und mittelgroße Radiologiepraxen sowie die verschiedenen Standorte der zwei marktbeherrschenden Großpraxen, die mit insgesamt 195 Sitzen um Patienten konkurrieren und ihre Praxis in diesem eher wettbewerbsgeprägten Umfeld für die Zukunft gut aufstellen wollen. Gar nicht so einfach, wenn man weiß, dass die Region mit Radiologie überversorgt ist und die Zulassungsstelle der KV Berlin regelmäßig in den Schlagzeilen auftaucht, weil sie Sitze einzieht und nicht neu ausschreibt.
Praxisentwicklung als Ansatzpunkt für die Vernetzung
Es ist also interessant für Berliner Praxen, über den Tellerrand hinaus zu schauen und die Aktivitäten von Radiologienetz unter die Lupe zu nehmen. Einige der Berliner Praxen reizt dabei der bloße Austausch mit Kollegen in derselben Situation, andere finden die Verbundprojekte wie z. B. das Versorgungsprojekt RaDiagnostiX - Prostata spannend und Dritte sehen in der Deutschen Radiologienetz AG (DeRaG), die 2010 von den Netzradiologen gegründet wurde und sich an Praxen beteiligt, eine interessante Option zur eigenen Zukunftssicherung.
Verschiedenste Interessen verschiedener Praxisinhaber – aber auf jeden Fall war die Neugier darauf, was 100 andere Praxen in den letzten 17 Jahren gemeinsam aufgebaut haben, sicherlich auch eine gemeinsame Motivation, den Einladungen zu inzwischen drei Treffen zu folgen. Dort lernen die Radiologen ihre Kollegen jedes Mal ein bisschen besser kennen – ebenso wie die Curagita-Fachspezialisten und mit dem Curagita-Aufsichtsrat und Fachbeirat Jürgen Witt aus der Radiologie Franken-Hohenlohe nicht nur einen Netzpionier, sondern auch jemanden, der die Kooperation im Radiologienetz gezielt für die eigene Praxisentwicklung in den letzten 10 Jahren genutzt hat. Detailliert berichtete er auf der Vollversammlung im Juli seinen radiologischen Kollegen in Berlin, wie er durch die Vernetzung die Basis für Praxiswachstum legen konnte, z. B. gemeinsamer Betrieb eines PET-CT mit anderen Netzpraxen, gemeinsame erfolgreiche Bewerbung um das Mammographie-Screening in der Region, Fusion mit einer benachbarten Netzpraxis. Alles Projekte, die neben dem normalen Praxisbetrieb gestemmt werden konnten, weil die beteiligten Praxen sich über das Radiologienetz kannten und vertrauten.
Ausgangspunkt der Vernetzung ist bei den Berlinern die Entwicklung der eigenen Praxisstrategie. Dabei hilft es, dass es Management-Tools und erprobte Best Practices gibt sowie vorhandene Strukturen und Verbundprojekte, deren man sich als Praxis, aber auch als neues regionales Netz bedienen kann. Natürlich sind die Berliner auch zum diesjährigen Radiologentag nach Heidelberg eingeladen, wo sie auf weitere Kollegen und deren Netzerfahrungen treffen. Einen gemeinsamen Internet-Auftritt wie das Bayrische Radiologienetz haben die Berliner noch nicht im Plan – aber auf radiologensuche.de können sich interessierte Radiologienetz-Mitglieder einen Überblick über die „Neuen“ verschaffen.
Ihr Ansprechpartner: Dr. Michael Kreft mikcuragita.com