Minimal-invasive Thorax-Chirurgie. Macht die moderne Computertomographie die Palpations-Kontrolle verzichtbar?
Krüger et al., Hannover, Der Chirurg, Vol.87, Februar 2016, S.136-143
Vor einer minimal-invasiven Lungenkarzinom- bzw. Metastasen-Operation sollte eine Dünnschicht-CT durchgeführt werden, um alle Lungenherde diagnostizieren zu können. Die Sensitivität betrug bei 95 Thorakotomien 96,8%, die Spezifität 86,8%.
Bei der minimal-invasiven anatomischen Lungenresektion (VATS-Lobektomie) eines Lungenkarzinoms besteht die Gefahr – mangels Palpation – weitere Lungentumoren bzw. Metastasen zu übersehen. Es sollte daher untersucht werden, ob sich mittels CT präoperativ alle pulmonalen Herde erkennen lassen.
Zwischen April 2010 und November 2011 wurden retrospektiv 95 Thorakotomien bei 92 Patienten ausgewertet. Es handelte sich um 62 Männer (67,4%) und 30 Frauen (32,6%). Das Durchschnittsalter betrug 65 Jahre (34-85 Jahre). In 60 Fällen wurde ein Lungenkarzinom operiert, in 35 Fällen wurden Lungenmetastasen entfernt. Bei drei Patienten wurde beidseits operiert.
Die Größe der Lungenkarzinome lag zwischen 1cm und 15 cm, die der Metastasen zwischen 0,6 cm und 6 cm. Die CT ergab 243 pulmonale Rundherde von denen 138 (56,5%) als maligne bewertet wurden. Durch Palpation wurden 162 Rundherde getastet. Histologisch wurden 125 Herde als maligne eingestuft.
Zwei Malignome und zwei benigne Befunde wurden mittels CT nicht erkannt. Insgesamt handelte es sich um eine Sensitivität von 98,4%, bezogen auf die malignen Herde. Bei einer Schichtdicke von 1 mm bis 1,5 mm wurden alle Lungenmalignome mittels CT erfasst (Sensitivität 100%). Bei Patienten mit pulmonalen Metastasen (35 Fälle) wurden keine Metastasen übersehen.
Insgesamt wurden 97,9% der resezierten maligen Tumoren radiologisch präoperativ richtig erkannt (Sensitivität 96,8%). 16 Herde wurden falsch positiv als maligne bewertet (Spezifität 86,8%). So hat sich gezeigt, dass die Dünnschicht-CT in der Lage ist, nahezu alle Lungenmalignome vor einer minimal invasiven OP zu diagnostizieren.
(Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der die Veröffentlichungen aus verschiedenen Fachzeitschriften für Sie auswählt und zusammenfassend erläutert.)