Innovationsfonds
Derzeit ist der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit der Auswertung der insgesamt 228 Anträge aus der aktuellen Förderwelle des Jahres 2017 befasst. Ausgeschrieben waren themenoffene Projekte zu neuen Versorgungsformen, zur Versorgungsforschung sowie Forschungsprojekte zur Evaluation von Selektivverträgen. Das Antragsvolumen beträgt eine halbe Milliarde Euro. Voraussichtlich im Oktober/November 2017 wird der Innovationsausschuss hierzu entscheiden. Für das 2. Halbjahr 2017 ist die Veröffentlichung einer weiteren, dann themenspezifischen Förderwelle geplant. „Viele Anträge haben erfreulicherweise gezeigt, dass es ein enormes Innovationspotential im System gibt, das gehoben werden kann, erläuterte hierzu Professor Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des G-BA sowie Vorsitzender des Innovationsausschusses.
Sinnvoll wäre nach Meinung Heckens eine Verstetigung des Innovationsfonds, verbunden mit einem langjährigen Engagement, wenn auch mit einem geringeren Fördervolumen.
Harsche Kritik an der Ausgestaltung des Innovationsfonds übt Professor Holger Pfaff, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Innovationsausschusses. Gleich in mehrfacher Hinsicht müsse am Innovationsfonds nachgebessert werden. Er hält Änderungen am Förderzeitraum, an der Themensetzung und am Innovationsgehalt der Projekte für dringend notwendig.
„Die Projektideen könnten innovativer sein“, sagt Pfaff beim Innovationsforum der Universitätskliniken, berichtet die „Ärztezeitung“. Er vermisst bei den Projektanträgen krankheitsübergreifende Strategien und kritisiert, dass Versorgungsinnovationen, die mehrere Bereiche des Sozialrechts einbeziehen, völlig fehlen würden. „Die Krankenversorgung wird nicht mit der Pflege verknüpft, nicht mit der Rehabilitation, der Prävention und schon gar nicht mit Social Care“, kritisiert der Versorgungsforscher.
Pfaff bemängelt auch, dass wirklich neue Versorgungsideen bisher in den Anträgen nicht zu finden seien. „Disruptive Innovationen sieht man kaum“, sagt der Versorgungsforscher. Viele Projekte bieten stattdessen zur Lösung von Versorgungsproblemen den Einsatz von Lotsen oder IT an. „Wir wissen aus der Industrieforschung, dass IT-Lösungen nicht unbedingt immer gute Lösungen sind“, so Pfaff. Für echte Strukturinnovationen müssten aber Disziplinen jenseits von Medizin und IT einbezogen werden, etwa die Organisationsforschung.
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