Imaging approach to temporomandibular joint disorders
Morales et al., Cincinetti-USA, Clinical Neuroradiology, Vol.26, März 2016, S.5-22
Kiefergelenkstörungen (Symptome: Kieferschmerzen, Gelenkdysfunktionen, Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen, Fazialis-Schmerzen) haben sehr unterschiedliche Ursachen, die mittels Röntgendiagnostik, MRT und CT festgestellt werden können. Die Kenntnis der anatomischen Strukturen ist wichtig.
Kiefergelenkstörungen (TMD) unterschiedlicher Ätiologie involvieren auch die umgebende Muskulatur und die anliegenden Knochen. Sie sind die zweithäufigste musculo-skeletale Erkrankung nach den chronischen Rückenschmerzen. Allgemeinsymptome sind Kopfschmerzen, Kiefergelenkdysfunktionen, Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen und Fazialisschmerzen. Die Prävalenz liegt zwischen 5% und 12%.
Es bestehen folgende Risikofaktoren: Traumen, anatomische und pathophysiologische sowie psychosoziale Faktoren (z.B. Depressionen). Frauen sind häufiger betroffen als Männer im Verhältnis 2:1 bis 8:1, vor allem in der Prämenopause. Die Spitze der Erkrankung liegt in der zweiten bis vierten Dekade.
Ein Diskusschaden ist die häufigste Ursache einer TMD und wird meistens mittels MRT erkannt. Es folgen als Ursachen Osteoarthritis und degenerative Veränderungen mehrheitlich bei älteren Patienten. Weniger häufig finden sich entzündliche Arthritiden (rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis, Morbus Bechterew), synoviale Chondromatosis, pigmentierte villonodulare Synovitis, Tumoren, Infektionen und Osteonekrosen.
Die Kenntnis der Anatomie und des dynamischen Verhaltens des Kiefergelenkes ist ein wichtiger Bestandteil bei der Interpretation der bildgebenden Verfahren. Das Kiefergelenk wird durch den Diskus mit seinen Aufhängungen unterteilt in ein superiores und inferiores Kompartiment. Der Diskus hat ein anteriores und posteriores Band mit einer dünneren Zwischenzone, das dem Diskus eine bikonkave Form bei sagittaler Bildgebung verleiht. Das posteriore Band ist dicker als das anteriore Band.
Die normale Position des Diskus kann durch die Lokalisation des posterioren Bandes, das nach oben die Kondyle begrenzt, bei geschlossenem Mund und bei der 12°-Position bei sagittaler Bildgebung ermittelt werden. Der M.pterygoideus lateralis öffnet den Kiefer. Der M.pterygoideus medialis sowie der M.masseter und der M.temporalis schließen den Kiefer. Dabei kann die Bewegung des Diskus am besten mittels MRT dargestellt werden. Hinsichtlich der Normalität der Diskuslage gibt es keinen Konsens in der Literatur.
Die Form des Diskus ist bei chronischer Erkrankung verändert, wobei eine Verdickung sichtbar wird und die Konkavität konvex werden kann. Der Diskus kann austrocknen oder perforieren, wobei er dann nicht mehr zurückgleitet. Bei degenerativen Veränderungen ist die Gelenkspaltverengung das häufigste Merkmal, wobei auch Gelenkergüsse nachweisbar sein können. Zudem können gelegentlich lose Gelenkkörper nachgewiesen werden. Mittels CT lassen sich osteophytische Formationen, subkortikale Zysten sowie kortikale Erosionen darstellen. Der häufigste Tumor im Kiefergelenk ist das Osteochondrom.
Für die Behandlung einer TMD braucht man ein multidisziplinäres Team. Die meisten Patienten werden konservativ behandelt, nur 5% bis 10% müssen – meist minimal invasiv – operiert werden.
Insgesamt ist die TMD eine multifaktorielle Erkrankung, die mittels MRT und CT diagnostiziert und entsprechend behandelt werden kann.
(Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der die Veröffentlichungen aus verschiedenen Fachzeitschriften für Sie auswählt und zusammenfassend erläutert.)