Häufigkeit und Komplikationen von MRT-Untersuchungen bei Cochlea-Implantat-Patienten. German version
HNO, Vol.64, März 2016, S.156-162, G. Grupe et al., Berlin
Cochlea-Implantate stellen im Hinblick auf die Durchführung einer MRT besondere Probleme dar. Als Komplikationen gelten: Dislokation oder Entmagnetisierung des internen Magneten, Erhitzung des Implantates. Die Dislokation muss zeitnah operiert werden. Prophylaktisch kann ein Kopfkompressionsverband angelegt werden, der eine Dislokation verhindern soll. Bei 70,7 % der Fälle wurden Schmerzen angegeben, bei 10 % ereignete sich eine Magnetdislokation, bei 13,3 % kam es zu einem Hörverlust.
Cochlea-Implantate (CI) werden bei hochgradiger Schallempfindungsschwerhörigkeit seit ca. 25 Jahren erfolgreich zur Behandlung gehörlos geborener Kinder oder postlingual ertaubter Erwachsener eingesetzt. Zusätzliche Indikationen: Hörverlust nach reseziertem Akustikus-Neurinom oder durch Neurofibromatose Typ 2. Letztere müssen mittels MRT untersucht werden. Dabei kann es auf verschiedene Weise zu Interaktionen mit dem Cochlea-Implantat kommen: Dislokation des internen Magneten aus dem Silikonbett sowie Erhitzung des Implantates durch Radiofrequenzimpulse, Implantatschäden durch induzierten elektrischen Stromfluss und Entmagnetisierung des internen Magneten.
Die Dislokation muss zeitnah operativ revidiert werden. Eine Entmagnetisierung des internen Magneten ist bei der allgemein üblichen Kopfposition und bei den neueren Magnetkonfigurationen eher selten. Allerdings sind die Artefakt-Schatten im MRT eine häufige Fehlerquelle, da verschiedene ZNS-Strukturen sowie der innere Gehörgang und das Labyrinth überdeckt werden und nicht beurteilt werden können.
Zur Vermeidung einer Dislokation des inneren Magneten kann ein Kopfkompressionsverband angelegt werden. Neuerdings kann man den Magneten auch kurz vor der Untersuchung operativ entfernen. Zudem kann das Implantat durch Schrauben fixiert werden. In dieser Studie sollte untersucht werden, wie häufig CI-Träger mittels MRT untersucht wurden und wie sich diese Untersuchung auf das CI ausgewirkt hat. Von 1999 bis 2013 wurde 482 Patienten mit einem CI ein Fragebogen zugesandt mit folgenden Beurteilungskriterien: Wann und wo wurde eine MRT durchgeführt? Subjektives Empfinden nach der MRT-Untersuchung, Komplikationen, Behandlungen.
Es konnten 204 Antworten (42,3 %) ausgewertet werden. 20 dieser Patienten (9,8 %) hatten eine MRT-Untersuchung erhalten. Insgesamt wurden 23 CI und 33 MRT durchgeführt: 49 % im Kopfbereich, 24 % im Extremitätenbereich, 18 % im Wirbelsäulenbereich, je 3 % im Abdomen und im Thoraxbereich, 3 % wurden nicht näher spezifiziert.
Während der MRT-Untersuchung wurde bei 20 Patienten ein Kopfwickel angelegt. In 23 Fällen (70 %) wurden Schmerzen angegeben, 10 Patienten mit Kopfwickel hatten keine Beschwerden. dreimal ereignete sich eine Magnetdislokation, wobei in zwei Fällen kein Kopfwickel angelegt worden war. Patienten ohne Kopfwickel gaben immer Schmerzen an. Bei vier Patienten kam es zu einem Hörverlust. Zwei MRT-Untersuchungen mussten wegen Beschwerden abgebrochen werden. In keinem Fall kam es zu einer Entmagnetisierung des internen Magneten.
Insgesamt sollten vor jeder Untersuchung Informationen zur MRT-Kompatibilität vom jeweiligen Hersteller eingeholt werden. Korrekt angewendete präventive Maßnahmen vor einer MRT-Untersuchung von CI-Patienten (Anamnese!) sind geeignet, Komplikationen zu verhindern bzw. zu minimieren.
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Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.