Entzündliche Erkrankungen der HWS: selten, aber komplikationsträchtig
Orthopädie und Rheuma, Vol.21, Februar 2018, S. 35-41, C.-E. Heyde et al., Leipzig
Bei unspezifischen entzündlichen Veränderungen der HWS unterscheidet man an erster Stelle die chronische Polyarthritis, an zweiter Stelle die Spondylitis ankylans, gefolgt von der juvenilen chronischen Arthritis. Bei den bakteriellen HWS-Erkrankungen sind pyogene Spondylodiszitiden zu nennen, hervorgerufen durch Staphylokokken bzw. Streptokokken oder Tuberkelbazillen. Die MRT zeigt die Zerstörung der Bandscheibe und gegebenenfalls des Wirbelkörpers.
Von den nicht infektiösen Entzündungen der HWS liegt an erster Stelle die chronische Polyarthritis (CPA), gefolgt von der Spondylitis ankylans und der juvenilen chronischen Arthritis.
Bei der chronischen Polyarthritis sind meist C1und C2 sowie C0 und C1 betroffen, und es kommt zu einer horizontalen und vertikalen Instabilität mit einem relativen Dens-Hochstand. Meist werden diesbezügliche Beschwerden und Funktionseinschränkungen von den ausgeprägten peripheren Veränderungen überlagert. Röntgenaufnahmen und die MRT können entsprechende Veränderungen (Destruktionen, Stenosen oder Myelomalazien) aufdecken.
Bei der eingesteiften HWS (Morbus Bechterew) führt die Inaktivität zu einer Osteoporose. Dies führt zu einer gesteigerten Frakturanfälligkeit mit großer Gefahr hinsichtlich neurologischer Defizite. Wirbelsäulengesamtaufnahmen zeigen die Kyphose, die MRT etwaige entzündliche Instabilitäten. Insbesondere nach Bagatelltraumen auftretende Beschwerden erfordern einen sicheren Frakturausschluss (CT, MRT).
Bei den infektiösen HWS-Erkrankungen handelt es sich meist um pyogene Spondylodiszitiden, die in den letzten Jahren zugenommen haben. Die HWS ist zwar seltener betroffen als BWS und LWS, es ist aber bei steigender Inzidenz auch hier von einer Zunahme auszugehen.
In Entwicklungsländern wird diese Erkrankung häufig durch TBC verursacht, von der unspezifischen bakteriellen Spondylodiszitis sind aber meist ältere Patienten betroffen. Meist sind Staphylokokken die Verursacher, an zweiter Stelle stehen die Streptokokken, gefolgt von den gramnegativen Keimen.
Die Erregerausbreitung erfolgt mehrheitlich hämatogen, meist über das arterielle Gefäßsystem, gelegentlich aber auch über den Venenplexus der Wirbelsäule, selten über die Lymphbahnen. Diagnostisch ist die Bestimmung des C-reaktiven Proteins besonders wichtig.
Die MRT ist der diagnostische Goldstandard. Sie zeigt die typischen Veränderungen der Spondylodiszitis mit Zerstörung der Bandscheibe, Ödem der angrenzenden Wirbelkörper und mögliche Destruktionen der Grund-und Deckplatten. Auch lassen sich eventuelle paravertebrale Abszesse darstellen. Gelegentlich ist auch PET/ CT bei unklaren Befundkonstellationen erforderlich.
Spezifische Spondylodiszitiden werden am häufigsten (50%) durch die TBC verursacht, meist bei Patienten aus Endemiegebieten und bei Risikogruppen (AIDS), auch durch verschiedene Brucellenspezies. Um die Eintrittspforten bei den beschriebenen Krankheitsformen identifizieren zu können, muss auch an die Umfelddiagnostik gedacht werden (Thoraxröntgen, Urindiagnostik, Echokardiographie, Zahnstatus).
Insgesamt ist festzustellen, dass die HWS von diversen entzündlichen Erkrankungen (infektiös und nicht infektiös bedingt) betroffen sein kann, wobei die Frühdiagnose die Prognose verbessern kann. Therapeutisch ist eine enge Zusammenarbeit mit Internisten, Rheumatologen, Orthopäden und Chirurgen erforderlich.
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Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.