Elektronische Gesundheitskarte
Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (kvt) fordert von der Politik, den Zeitplan zum Anschluss der Praxen an die Telematik-Infrastruktur (TI) deutlich zu verlängern und den bundesweiten Anschluss an die TI zu verschieben.
Die Führungsebene der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist da optimistischer: Bis Ende 2018 werden nach Einschätzung von Dr. Thomas Kriedel, Vorstand der KBV, der flächendeckende Rollout der Telematik-Infrastruktur abgeschlossen und alle Arztpraxen mit der nötigen Hardware in ihren Unternehmen versorgt sein. Deutliche Kritik an den Entwicklungsarbeiten zum Aufbau der TI kommt aus dem Lager der Krankenkassen.
Die Resolution der VV der kvt vom 9. September 2017:
„Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen appelliert an die Verantwortlichen in Politik und Industrie, bei der Einführung der Telematik-Infrastruktur (TI) den Nutzen für Patienten sowie Ärzte und Psychotherapeuten in den Mittelpunkt zu stellen. Die Vertreter der ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten in Thüringen bekennen sich ausdrücklich zur Idee der TI als wichtigem Mittel zum Datenaustausch zwischen Akteuren des Gesundheitswesens im Interesse ihrer Patienten. Diesem Charakter tragen wichtige Komponenten der TI Rechnung, wie der vorgesehene Notfall-Datensatz oder die elektronische Patientenakte. Leider spielen diese Komponenten beim bundesweiten Anschluss der Praxen an die TI nur eine nachgeordnete Rolle. Im Vordergrund steht hingegen das Management der Versicherten-Stammdaten – eigentlich eine Aufgabe der Gesetzlichen Krankenversicherungen, die mit der TI an die Leistungserbringer übertragen werden soll.
Die Vertreterversammlung der KV Thüringen fordert von der Politik, den Zeitplan zum Anschluss der Praxen an die TI auf ein sinnvolles Maß (mindestens zwei Jahre, gerechnet vom Zeitpunkt der tatsächlichen Verfügbarkeit zertifizierter Hardware) zu korrigieren und die Androhung von Honorarabzügen zurückzunehmen. Ferner fordern die Vertreter alle Beteiligten auf, bei der Einführung des Notfall-Datensatzes und der elektronischen Patientenakte keine Verzögerungen zuzulassen.“
Auch bei den Krankenkassen wächst die Kritik an den Entwicklungsarbeiten zum Aufbau der TI. Nach den Worten von Stefan Füll, Vorsitzender des Verwaltungsrates der IKK classic, ist das Geschehen rund um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) ein jahrelanger Skandal auf Kosten der Beitragszahler. „Mittlerweile haben die Kassen eine gigantische Summe von über 1,7 Mrd. Euro in das Projekt eGK investiert“, so sagt er. Weil deren sachgerechte Anwendung aber immer wieder blockiert und verzögert würde, könnten diese Karten auch Jahre nach ihrer Einführung nicht eine der ihnen zugedachten Funktionen erfüllen. Die Politik sei gefordert, in den Gremien der zuständigen Betreibergesellschaft (gematik – Gesellschaft für Telematik Anwendungen der Gesundheitskarte mbH) umgehend für effiziente Entscheidungsstrukturen zu sorgen.
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Dieser Artikel stammt vom Leo Schütze Verlag, Herausgeber des „Schütze-Briefs“. Curagita übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit dieser Informationen.
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