Drastische KM-Pauschalenabsenkung in Bayern seit 1. Oktober
Die negative Berichterstattung im Sommer über Kontrastmittelerlöse hatte direkte Konsequenzen für die bayerischen Radiologen. Zum 1. Oktober wurden die Pauschalen auf das Niveau sehr günstiger Einkaufspreise abgesenkt. Für alle bayerischen Radiologen ein herber Einkommenseinschnitt. Daher wundert es nicht, dass die Organisationen bayerischer Radiologen BBDR, VRNZ und das Radiologienetz Bayern in dieser Sache eng kooperierten. Am 7. und 8. November blieben die Praxistüren von nach Schätzungen der Organisatoren 80% der bayerischen Radiologen geschlossen. Auf einem Treffen in Ingolstadt tauschten die Betroffenen ihre Argumente aus, um die KVB zu einem Entgegenkommen zu bewegen. Dort war mit den Kassen und ohne Einbeziehung der Radiologen im Vorfeld die radikale Pauschalenabsenkung beschlossen worden.
Auch das Radiologienetz unterstützte die Mitglieder durch eine weitere sofortige Preisabsenkung im Rahmen noch vorhandener Spielräume. „Da ist aber leider nicht mehr viel Luft drin“, konstatiert Verbundeinkaufsleiter Andreas Weissenberg. Zusammen mit Dr. Johannes Schmidt-Top-hoff und Carsten Krüger bereitete er eine faktenbasierte Argumentation vor, die auf einer außerordentlichen Vollversammlung am 5. Oktober in Planegg von den Mitgliedsradiologen verabschiedet und übernommen wurde. In dieser wurde ausgeführt, dass die neuen Pauschalen die Gesamtkosten einer KM-Untersuchung nur noch zu 25% decken. Nicht berücksichtigt von den Akteuren wurde nämlich, dass neben den reinen KM-Beschaffungskosten auch die Kosten für Verbrauchsmaterialien, Handlingkosten und der zusätzliche Geräte-/Arzt-/MTA- und IT-Aufwand gedeckt werden müssen. Fatale Folgen sehen die bayerischen Radiologen auch für junge Kollegen, die gerade erst in eine Praxis eingestiegen sind, und befürchten, dass dies den Nachfolgermangel weiter verschärfen wird. Auf der Vollversammlung des Radiologienetz Bayern wurde daher die Forderung einer sofortigen Aussetzung der neuen Regelung formuliert. Danach sollte eine einvernehmliche Lösung auf Faktenbasis unter Einbeziehung der Radiologen erarbeitet werden, die aus Sicht des Radiologienetz Bayern auf eine Erhöhung der jetzt festgesetzten neuen Kontrastmittelpauschalen oder eine entsprechende Honorarkompensation herauslaufen muss.
Erste schwache Signale einer Annäherung gab es vor Redaktionsschluss. Zunächst traf sich am 13.11. eine Radiologenabordnung, der auch unser Netzmitglied Dr. Andreas Forster angehörte, mit der Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml. Diese sagte zu, sich für eine kurzfristige adäquate Lösung außerhalb des HVM einsetzen zu wollen. Weiterhin fand am 23.11. die Vertreterversammlung der KVB statt, zu deren Teilnahme ca. 70 bayerische Radiologen mobilisiert werden konnten. Ergebnis der Diskussion dort war die Gründung einer Arbeitsgruppe aus Radiologen und KVB-Vertretern unter radiologischer Leitung des bayerischen BDR-Vorsitzenden Dr. Conrad. Diese soll sich zum Jahresende mit Vorschlägen beschäftigen, die noch in die aktuelle EBM-Runde Einzug halten könnten, z.B. Verbesserungen bei onkologischen Patienten und der Mammographie. Für die Einnahmeausfälle durch die Kürzung der KM-Pauschale im 4. Quartal wird es aus heutiger Sicht zu keiner Kompensation kommen. Das Radiologienetz Bayern erwägt unterdessen, die aufbereiteten Fakten und Argumente zugunsten der Mitgliedsradiologen darüber hinaus zu platzieren, um auch den kleineren, eher ländlichen Praxen, die es mehrheitlich vertritt, eine Stimme in den Verhandlungen zu verleihen.