Die infektiöse Spondylitis – eine einsatzrelevante Erkrankung?

Markoff et al., Wehrmedizinische Monatsschrift, Vol.60, Mai 2016, S.136-141

Als Folge einer Pyodermie, von der Soldaten und Zivilisten in den Tropen betroffen sind, kann es zu einer Spondylitis kommen, die mit entsprechenden Rückenschmerzen einhergeht. Ursache ist meist der Panton-Valentine-Leukozidine (PVL)-bildende Staphylococcus aureus. Für die antibiotische Therapie ist unbedingt eine mikrobiologische Untersuchung erforderlich.

Die infektiöse Spondylitis ist unbehandelt eine lebensbedrohliche Erkrankung, die häufig ihren Ausgangspunkt in einer Pyodermie hat, die insbesondere in tropischen Gebieten nicht selten vorkommt. Es ist dann mit dem Auftreten von Panton-Valentine-Leukozidin-bildenden Staphylokokken (PVL) zu rechnen. Eine Spondylitis wird meist erst nach längerer Krankheitsdauer diagnostiziert.

Ein 37-jähriger Soldat wurde aus Mali nach Berlin ins Bundeswehr-Krankenhaus ausgeflogen. Er hatte in Mali progrediente starke Rückenschmerzen, Fieber mit Verdacht auf Meningitis. Deswegen wurde er antibiotisch behandelt. Als die Entzündungswerte zunahmen, wurde zusätzlich eine antivirale Therapie eingesetzt. Den Rückenschmerzen vorausgegangen war ein Sturz auf das rechte Knie mit einer Schürfwunde, die zunächst keine Beachtung fand. Nach drei Wochen war die Kniewunde vereitert, der Eiter wurde entleert, und am rechten Oberschenkel bildete sich ein 2 cm großer Abszess, der operativ geöffnet und gespült wurde.

In Berlin zeigte die Thoraxaufnahme beidseitig pneumonische Infiltrate sowie Pleuraergüsse . Im MRT zeigte BWK 11 eine isolierte Spondylitis mit zirkulärer paravertebraler Entzündungsreaktion. In den Blutkulturen konnte Staphylococcus aureus mit PVL nachgewiesen werden. Die Therapie erfolgte mit einem Drittgenerations-Cephalosporin. Die Entzündungsparameter waren vollständig regredient, der Patient erhielt ein Drei-Punkt-Korsett und konnte so mobilisiert werden.

Der Infektionsverlauf wird im wesentlichen durch die Virulenzfaktoren beeinflusst, wobei PVL eine wichtige Rolle spielt. Die Infektionsquelle ist gewöhnlich eine Pyodermie bei Tropenrückkehrern. Wegen des unspezifischen Beschwerdebildes wird die richtige Diagnose relativ spät gestellt. Eine Blutabnahme zur Anlegung von Blutkulturen ist unbedingt nötig.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass isolierte Rückenschmerzen mit hohen Entzündungszeichen auf eine Spondylitis hinweisen können. Die Diagnose wird mittels ausführlicher Bildgebung, einschließlich MRT, gestellt. Pyodermien in tropischen Gebieten bilden einen endogenen Infektionsweg, der unbedingt mikrobiologisch untersucht werden muss, um eine effektive Antibiotika-Therapie durchführen zu können.

Aus: CuraCompact 02-2017

(Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der die Veröffentlichungen aus verschiedenen Fachzeitschriften für Sie auswählt und zusammenfassend erläutert.)