Diagnostik der Psoriatrischen Arthritis im Kiefergelenk – Literaturübersicht und Falldarstellung
Ulmer et al., Hannover, Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, Vol.71, Februar 2016, S.59-69
Als Folge einer Psoriasis kann es zu einer Arthropathie der Kiefergelenke kommen, die sich mittels Röntgenuntersuchung und MRT diagnostizieren lässt. Therapeutisch kommt lediglich eine Symptombehandlung in Betracht.
Kranio-mandibuläre Dysfunktionen (CMD) treten in Deutschland nach einer Mundgesundheitsstudie von 1999 bei 50% bis 70% der Bevölkerung auf. Davon sind zwischen 2,7% und 4,5% therapiebedürftig. Diese Dysfunktionen sind oft vergesellschaftet mit anderen Erkrankungen wie z.B. Haltungsproblemen oder Stresssituationen. Nicht selten sind Gelenkerkrankungen Folge einer Psoriasis im Sinne einer Psoriasis-Arthropathie, die auch die Kiefergelenke befallen kann.
Die psoriatrische Arthritis (PsA) gehört neben dem M.Bechterew zu den Spondyloarthritiden, deren Ätiologie weitgehend unbekannt ist. Das humane Leukozyten-Antigen (HLA) B-27 tritt in 30% bis 75% der Fälle auf, CRP ist erhöht.
Das Kiefergelenk ist bei manifester PsA zwischen 20% und 38% beteiligt. Oft sind auch Schulter- und Kniegelenke, seltener Hand- und Fingergelenke betroffen. Röntgenologisch (Kiefergelenk-Spezialaufnahmen) sind Erosionen mit Osteoporose als Folge der Entzündungsprozesse erkennbar, im MRT lassen sich zusätzlich Knochenmarködeme sowie Veränderungen der Disci nachweisen. Eine spezifische Zuordnung als Psoriasis-Arthritis ist in der Bildgebung allerdings nicht möglich.
Die medikamentöse Therapie erfolgt mittels Steroiden oder nichtsteroidalen Medikamenten. Bei ankylotischen Veränderungen der Gelenken ist eine chirurgische Therapie notwendig.
Fallbeschreibung: Eine 51-jährige Patientin stellte sich wegen Kiefergelenksbeschwerden beidseits, links mehr als rechts, sowie reduzierter Mundöffnung vor. Eine konservative Therapie ergab keine Besserung. Zwei Jahre später zeigte sich erstmals eine Psoriasis im Bereich der Ellenbogengelenke, der Unterarme, der Schienbeine und der Fußknöchel.
Röntgenologisch zeigte sich linken im Kiefergelenk neben einer Pseudo-Zyste eine osteolytische Kortikalis -Veränderung sowie eine geringe Vorwärtsverlagerung des Diskus. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Psoriasis handelte es sich um eine psoriatrische Arthritis.
Funktionstherapeutische Maßnahmen sowie Anfertigung einer Aufbiss-Schiene führten zu einer Besserung der Symptomatik bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Funktion. Die symptomatische Therapie muss interdisziplinär zwischen Dermatologen, Rheumatologen, Physiotherapeuten, Zahnmedizinern und Radiologen abgestimmt werden.
(Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der die Veröffentlichungen aus verschiedenen Fachzeitschriften für Sie auswählt und zusammenfassend erläutert.)