Das Knochenmarködem am Kniegelenk: eine diagnostische Herausforderung

Orthopädie und Rheuma, Vol.21, April 2018, S. 27 -33, M. Jäger et al., Essen

Das Knochenmarködem ist erstmals 1988 mittels MRT erkannt und beschrieben worden. Anatomisch ist eine Veränderung der Vaskularisierung innerhalb der subchondralen Zone durch unterschiedliche Ursachen erkennbar (Traumen, Arthrose und Arthritis, Koagulopathien, nach Organtransplantationen und nach Cortisongabe). Therapeutisch kommen verhaltensändernde Maßnahmen (Alkohol- und Nikotinabstinenz, Gewichtsreduktion) und Biphosphonate in Betracht.

Mit Einführung der MRT wurde das Knochenmarködem (KMÖ) erstmals 1988 beschrieben. Es zeigt sich ein geringes T1-Signal und ein kräftiges T2-Signal. Es ist nicht leicht abzugrenzen gegenüber einer Osteonekrose im Frühstadium bzw. einer transienten Osteoporose. Definitionsgemäß handelt es sich beim KMÖ um eine inter-stitielle Flüssigkeitsansammlung und es ist Ausdruck einer gestörten vaskulären Perfusion. Grundsätzlich ist es unspezifisch und potenziell reversibel. Außer im Kniegelenk findet sich das KMÖ vor allem im Femurkopf, aber auch im Humerus, Thalus oder Metatarsus.

Bei älteren Patienten zeigt sich ein KMÖ häufig bei Kniegelenkarthrosen, meist in der Miniskuskontaktzone. Bei jüngeren Patienten liegt meist eine Knorpelschädigung oder eine starke sportliche Belastung vor. Ursache sind Veränderungen der Vaskularisierung und damit der Perfusion innerhalb der subchondralen Zone, ausgelöst durch Traumata, Operationen am Gelenkknorpel, Arthrose oder Arthritis, Osteporose oder Osteonekrose. Weitere Ursachen sind Infektionen, Nikotin- und Alkoholabusus, Cortisontherapie oder verschiedene Koagulopathien. Die „dynamic contrast enhanced“-MRT-Sequenzen zeigen eine starke Korrelation zwischen Ausmaß eines KMÖ und einer verringerten subchondralen Perfusion.

Man unterscheidet:

Ein Trauma-induziertes KMÖ nach Stressfrakturen oder Mikrotraumen sowie nach Verletzungen des Kapselbandapparates ist in der Regel reversibel.

Ein KMÖ an der lateralen Femurkondyle weist meist auf einen Knochen-oder Knorpelschaden hin. Bei arthrotischen Veränderungen treten in der Regel subchondrale KMÖ auf.

Auch Koagulopathien können KMÖ verursachen, wobei Störungen der Blutgerinnung zum sogenannten migratorischen KMÖ führen können.

Nach Organtransplantationen kann ein Post-Transplantations-Syndrom auftreten, meist in Sprung- und Kniegelenken, bei Nierentransplantationen in 2-14% der Fälle. Dieses bildet sich aber nach 1-18 Monaten von selbst zurück.

Prognostisch schlechter ist das KMÖ nach längerer systemischer Cortisongabe im Kindes- und Jugendalter, bei Vorliegen von hämato-onkologischen Erkrankungen sowie bei der risikoassoziierten avaskulären Nekrose (AVN).

Je nach Symptomatik und Ursache sind neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen, wie Alkohol- und Nikotinabstinenz sowie Gewichtsreduktion, auch medikamentöse (z.B. Biphosphonate) und psychotherapeutische sowie eventuell auch chirurgische Maßnahmen zur Behandlung eines KMÖ notwendig.

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Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.