Blickpunkt Kardiale Bildgebung: Wie ergänzen sich Kardiologie und Radiologie?
Die kardiale Bildgebung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Auch viele Netzradiologen bieten Kardio-MRT und -CT in ihren Praxen an und befunden in unterschiedlichen Konstellationen für zuweisende Kardiologen. Wir haben einen Kardiologen befragt, wie die Zusammenarbeit am besten funktioniert.
Prof. Dr. Grigorios Korosoglou ist Chefarzt für Angiologie und Kardiologie an der GRN-Klinik in Weinheim. Er arbeitet eng mit der Radiologie Weinheim zusammen, die sich im gleichen Gebäudekomplex wie die Klinik befindet. Gemeinsam mit Dr. Peter Nunninger von der Radiologie Weinheim bietet der Kardiologe in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal eine CurAcademy-Fortbildung zur Kardialen MRT-Bildgebung an.
Redaktion: Herr Professor Korosoglou, wie wichtig ist die Bildgebung für die moderne kardiale Diagnostik?
Korosoglou: Die Bildgebung mittels Kardio-MRT lässt sich aus der modernen Kardiologie nicht wegdenken. Bildgebung beginnt in der Kardiologie natürlich bei der Echokardiographie. Die ist die Grundlage bei allen kardiologischen Untersuchungen. Aber die Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren insbesondere mit der Magnetresonanztomographie des Herzens stark erweitert. Das war einige Jahre lang eher noch experimentell, aber seit etwa 20 Jahren wird die Kardio-MRT klinisch genutzt und hat für enorme Fortschritte gesorgt. Sie können zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung in der MRT gut erkennen – die Myokarditis war zuvor eher unterdiagnostiziert. Und auch bei den koronaren Herzerkrankungen hilft die MRT zu erkennen, ob eine Engstelle überhaupt funktionell relevant ist. Man kann sagen, dass die kardiale Bildgebung zum Verständnis von Herzkrankheiten stark beigetragen hat, wir wissen dank ihr mehr über die Ursachen und können deshalb natürlich auch besser therapieren.
Redaktion: Welche radiologische Modalitäten nutzen Sie in Ihrer täglichen Arbeit?
Korosoglou: Wir haben das Glück, hier mit der Radiologie Weinheim eine sehr gut ausgestattete Praxis mit zwei leistungsstarken MRT-Geräten am Krankenhaus zu haben. Daher haben wir beste Voraussetzungen für Kardio-MRT-Untersuchungen. Auf die Computertomographie greifen wir auch ab und zu zurück, jedoch seltener. Redaktion: Wenn Sie einen Patienten wegen einer Kardio-Untersuchung zum Radiologen schicken, was erwarten Sie dann von Ihrem radiologischen Kollegen? Sollte er speziell geschult sein? Korosoglou: Generell ist gute Kooperation wichtig! Alles Weitere hängt davon ab, nach welchem Modell diese Kooperation ausgestaltet ist. Hier in Weinheim führen wir die Kardio-MRT gemeinsam mit der radiologischen Praxis durch, das heißt: gemeinsame technische Durchführung und auch gemeinsame Befundung. Der Kadiologe guckt aufs Herz, der Radiologe hat die anderen Organe im Fokus. Ein Kardiologe muss ohnehin bei der Untersuchung dabei sein, wenn das Herz medikamentös unter Stress gesetzt wird. Für uns ist dann insbesondere die Qualität der Bilder wichtig, dafür muss die Radiologie sorgen. Da ist es von Vorteil, wenn eine kardial geschulte MTRA verfügbar ist, wie in unserem Fall. Wir haben mit dieser gemeinsamen Durchführung sehr gute Erfahrungen gemacht.
Redaktion: Ist es denkbar, dass zukünftig mehr Kardiologen die Bildgebung in die eigene Hand nehmen und sich selbst einen MRT anschaffen – so wie das bei den Orthopäden zuweilen zu sehen ist?
Korosoglou: Das ist vorstellbar, allerdings sehe ich das nur als Modell für sehr große kardiologische Praxen. Sonst wird sich das wirtschaftlich kaum rechnen. Eine Kardio-MRT-Untersuchung dauert etwa eine Stunde. Das heißt, man bräuchte schon ein Aufkommen von mindestens acht Untersuchungen am Tag, um solch ein Gerät auszulasten, das ist nur in Großpraxen mit vielen Kardiologen denkbar.
Redaktion: Sie befunden gemeinsam mit dem Radiologen, sagen Sie. Provokant gefragt: Sind nicht eigentlich die Kardiologen die besseren Radiologen?
Korosoglou: Na klar! (lacht) Im Ernst: Ich denke, dass Kardiologen einen besseren Blick für die Pathophysiologie des Herzens haben. Sie sind ja darauf spezialisiert und bringen in der Regel die Erfahrung von tausenden Echokardiographien mit. Sie wissen wie eine Klappenundichtigkeit, eine Wandbewegungsstörung oder eine diastolische Dysfunktion aussieht. Radiologen müssen hingegen Generalisten sein und sich überall gut auskennen. Und sie sind natürlich die Experten für die Bildgebung – sie kennen die Möglichkeiten ihrer Geräte und wie man mit ihnen Bilder von hoher Qualität und Aussagekraft erzeugt.
Redaktion: Herr Professor Korosoglou, vielen Dank für das Gespräch.