Bildgebung der Kopf-Hals-Region

HNO, Vol.64, März 2016, S.189-210, M. Lell et al., Erlangen

Im Jahre 2011 wurden von 9.579 Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich 6.839 (71,4 %) Tumoren in Mundhöhle und Rachen (Plattenepithel-Karzinome), 1.878 (19,6 %) Tumoren im Kehlkopf, 462 (4,8 %) in Nase und Nasennebenhöhlen und 470 (4,9 %) Tumoren in den Speicheldrüsen diagnostiziert. Bei Nasopharynx-Karzinomen wurde ein Epstein-Barr-Virus

nachgewiesen. Auch genetische Faktoren wurden identifiziert. Für die Diagnose dieser Tumoren wurden CT und MRT eingesetzt. Nur beim CUP-Syndrom ist zusätzlich eine PET-CT erforderlich.

Tumoren der Kopf-Hals-Region sind überwiegend Plattenepithel-Karzinome, bei den Speicheldrüsen sind es Adeno-Karzinome, adenoid-zystische Karzinome oder Mukoepidermoid-Karzinome. 2011 lag die Inzidenz von diesen Tumoren bei 6.839 Patienten. Davon waren 5.026 (73,5 %) Männer und 1.813 (26,5 %) Frauen. Tumoren des Kehlkopfes fanden sich bei 1.878 Patienten. Es handelte sich um 1.642 Männer (87,4 %) und um 236 Frauen (12,6 %). Die Inzidenz von Tumoren der Nase und der Nasennebenhöhlen (NNH) lag mit 462 Patienten und die der Speicheldrüsen mit 470 Patienten deutlich niedriger.

Die vordringliche Aufgabe von CT und MRT sind das Staging und die Beurteilung der Infiltrationstiefe. Eine zusätzliche Thorax-CT wird in den Leitlinien zur Abklärung von Metastasen oder eines Zweit-Karzinoms empfohlen. Ein PET-CT ist für die Primärdiagnostik – außer beim CUP-Syndrom – nicht notwendig.

Nasopharynx-Karzinome sind selten. Bei nicht verhornenden, undifferenzierten Karzinomen ließ sich ein Epstein-Barr-Virus nachweisen. Darüber hinaus wurde eine Reihe genetischer Faktoren identifiziert. Meist liegen bei Diagnosestellung Lymphknoten-Metastasen vor. Fernmetastasen (20 %) finden sich in Knochen, Lunge und Leber. Therapie der Wahl ist die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) oder die kombinierte Radiochemotherapie.

Die Tumoren der Nasen und NNH sind meist Plattenepithel-Karzinome. Eine Exposition mit Nickel- und Chromverbindungen stellt einen Risikofaktor dar (Berufserkrankung). An zweiter Stelle stehen Adeno-Karzinome. Holzstaub (Buche und Eiche) ist ein Risikofaktor (Berufskrankheit). Melanome, adenoid-zystische Karzinome und das sehr aggressive undifferenzierte NNH-Karzinom sind selten. Die Tumoren sind sehr lange asymptomatisch und werden meist erst im späten Stadium diagnostiziert.

Karzinome der Lippen (in 95 % der Fälle ist die Unterlippe betroffen) und der Mundhöhle sind meist Plattenepithel-Karzinome, die in der Regel reseziert werden. Auch Oropharynx-Karzinome sind zu über 90 % Plattenepithel-Karzinome. Ihre Zahl ist vom Jahr 2000 von 13,8/100.000 auf 16,8/100.000 Patienten im Jahr 2011 angestiegen. Häufigste Entstehungsorte sind in über 80 % die Fossa tonsillaris und der Zungengrund. Bei Diagnosestellung zeigen sich in 60 % bis 76 % Lymphdrüsen-Metastasen.

Die Inzidenz von Hypopharynx-Karzinomen liegt bei 2 bis 2,3/100.000. Es sind fast ausschließlich Plattenepithel-Karzinome, die eine schlechte Prognose haben. In 70 % bis 80 % der Fälle gehen sie vom Sinus piriformis aus und metastasieren frühzeitig. Larynx-Karzinome betreffen 4,4 bis 4,9/100.000 Menschen. Tabak und Alkohol sind Risiko-Faktoren bei mehr als 80 % der Patienten. Die durchschnittliche Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 60 %.

Die Schildknorpel-Invasion ist bildgebend schwer zu beurteilen. Die Methode der Wahl ist hier die CT-Untersuchung wegen der Möglichkeit, funktionelle Manöver durchzuführen (i-Phonation, Valsalva-Manöver). Tumoren der großen Speicheldrüsen (z.B. Warthin-Tumoren) sind überwiegend gutartig. Häufigstes Malignom ist das Mukoepidermoid-Karzinom.

Beim CUP-Syndrom bleibt nur in 1 % bis 3 % der Fälle der Primär-Tumor unbekannt. Durch Inspektion, Endoskopie sowie CT und MRT wird der Primär-Tumor meist gefunden. Wird er nicht entdeckt, kommt das PET-CT zum Einsatz. In einer Metaanalyse wurde die Sensitivität mit 97 %, die Spezifität mit 68 % angegeben.

Insgesamt ist bei den meisten Kopf-Hals-Tumoren die MRT die diagnostische Methode der Wahl. Lediglich bei Larynx- und Hypopharynx-Karzinomen kommt das CT zum Einsatz.

____________________________________________________________________________

Bildschirmfoto 2017-06-16 um 12.37.35Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.