Bericht aus den Vollversammlungen der regionalen Netze

Ende Juni und Anfang Juli fanden bei hochsommerlichen Temperaturen die Vollversammlungen der regionalen Netze in Planegg, Heidel­berg, Ludwigsburg und Bergheim statt.

Ein Schwerpunktthema war die Berufspolitik, insbesondere die für Radiologen relevanten Punkte des im Mai in Kraft getretenen Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG), über die Curagita Honorar- und KV-Experte Carsten Krüger berichtete:

  • Extrabudgetäres Geld durch Terminvermittlung über die Termin­servicestelle (TSS) und Hausärzte: Er erläuterte, dass es künftig eine Pflicht zur Meldung von Terminen gäbe (wobei sich die Anzahl der freizuhaltenden Termine in Grenzen hielte, z.B. pro Arzt ein Termin pro Monat in Baden-Württemberg). Der Patientennutzen sei fraglich, da es sich in der Praxis wohl vorwiegend um Erstgespräche handeln könne, in denen dann Näheres (Untersuchung/Indikation) festgelegt würde, was weitere Wartezeiten für die Patienten nach sich zöge. Weiterhin berichtete er, dass die Dringlichkeit der Vermittlung von Terminen durch Hausärzte zeitlich mit innerhalb von vier Kalendertagen konkretisiert wurde. Am Ende erhalten die Radiologen für diese über die TSS oder die Hausärzte vermittelten Untersuchungen den EBM-Wert außerbudgetär. Der Vergütungseffekt sei jedoch nicht so positiv wie zunächst angenommen werden könnte, da die zusätzlichen TSS- und Hausarztfälle zu einer Bereinigung der Gesamtvergütung führen werden. Für die allermeisten KV-Regionen (so auch Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) ist hier eine Bereinigung auf Praxisebene (nicht auf Fachgruppen- oder Versorgungsbereichsebene) zu erwarten. D.h. die Praxis muss einen Budgetrückgang in Kauf nehmen und diesen im zweiten Jahr durch TSS-/Hausarztfälle kompensieren. Oder, so führte Carsten Krüger aus, sie verzichtet auf die Abrechnung im ersten Jahr, da die Bereinigung nur einmalig nach dem ersten Jahr erfolgen soll. In Baden-Württemberg sei es aufgrund der HVM-Systematik (Verdünnerfälle) nicht ratsam, Röntgenuntersuchungen als ausbudgetierte Leistungen abzurechnen.
  • Wie schon mehrfach im Netz berichtet wurde, werden durch das TSVG Investoren bei ihren Unternehmungen im radiologischen Markt nicht aufgehalten. Die Beschränkungen, die mit dem TSVG in Kraft traten, betreffen nur zahnärztliche MVZ. Einfacher wird es für aussteigende Ärzte aus MVZ-GmbHs, die ihre Anstellungsgenehmigung und Gesellschafteranteile künftig an Nachfolger übergeben können. Diese wiederum können aus dem Angestelltenverhältnis (KH, Praxis, MVZ) kommen und müssen keine Vertragsärzte gewesen sein. Weiterhin interessant auch für Praxen: Die drohende Bedarfsprüfung beim Wechsel eines angestellten Arztes durch den Zulassungsausschuss wurde nicht umgesetzt.
  • EBM-Reform: Noch steht der Fahrplan, dass zum 30.9. ein neuer EBM im Bewertungsausschuss vorliegen und verabschiedet werden soll, der zum 1.1.2020 in Kraft tritt. Für Radiologen wird sich darin wahrscheinlich nichts verbessern. Wenngleich die technischen Leistungen angemessen vergütet werden sollen, stimmt es wenig optimistisch, dass die Basis der Kalkulation die Daten der Kostenstruktur des Statistischen Bundesamts sind und dass die Vergütung ab einem bestimmten Schwellen­wert mit zunehmender Menge sinken soll. Carsten Krüger führte aus, dass die Gefahr bestehe, dass sich alte EBM-Fehler wiederholen und die tatsächliche Kostenstruktur in der Radiologie nicht berücksichtigt wird. Da sich parallel zur EBM-Reform eine Kommission mit einem modernen Vergütungssystem (GOÄ/EBM) bis zum Jahresende beschäftigt und Vorschläge vorlegen soll, hält er es für wahrscheinlich, dass sich die EBM-Termine entsprechend weiter nach hinten verschieben werden. Im Nachgang zur Vollversammlungsrunde erreichte ihn die Nachricht, dass die KBV ganz aktuell davon ausginge, dass es zum 1.1.2020 zu einer „kleinen EBM-Reform“ kommt, bei der im Wesentlichen die Kalkulationszeiten angepasst werden. Die KV Hamburg schrieb ihren Mitgliedern im Juli explizit, dass dies Einnahmenrückgänge bei Radiologen und Nuklearmedizinern hervorrufen wird. Sobald sich diese Informationen konkretisieren und in Zahlen ausdrücken lassen, werden wir die Mitgliedspraxen informieren.
  • Eva Jugel berichtete – unterstützt von den anwesenden DeRaG-Aufsichtsräten – über den ersten KI-Hearing-Tag in Heidelberg. Die Idee einer Art Active Surveillance des Themas KI war im Fachbeirat entstanden. Insgesamt stellten vier Anbieter (Siemens, Philips, Mint Medical und Fuse AI) ihre Lösungen in je ca. zwei Stunden dauernden Einzelsessions vor. Fazit: Es sind zurzeit noch keine in der Praxis einsetzbaren KI-Geschäftsmodelle vorhanden, aber die Hersteller entwickeln mit Hochdruck und suchen vor allem Pilotkunden und Daten (siehe auch Artikel im letzten CuraCompact).

 

Neues aus der DeRaG

Anfang September eröffnet die Conradia Radiologie München einen weiteren Standort in der Nymphenburger Straße (Details siehe S. 17). Weiterhin haben die Gesellschafter der langjährigen Mitgliedspraxis Janné/Peters aus Kaiserslautern ihre Praxis an die DeRaG verkauft (siehe dazu S. 16).

 

Offener Austausch

Zunächst fand ein Austausch zum Thema Arzt-Patienten-Gespräch statt. Die Standpunkte zu diesem Thema werden unter den Anwesenden durchaus sehr unterschiedlich vertreten. Kritiker des Gesprächs merkten an, dass diese Gespräche schwierig zu führen sind, da die Patienten einfache Antworten möglichst mit Therapieempfehlungen erwarteten und dass durch den weitgehenden Verzicht auf das Gespräch der Praxisablauf unkomplizierter würde bei höherer Patientenzufriedenheit. Viele Anwesende waren jedoch der Meinung, dass für einen abschließenden Befund das Gespräch häufig einen hohen Beitrag leistet, der Radiologe überhaupt erst durch das Gespräch sichtbar wird und Patienten das Gespräch außerordentlich schätzen, was zu einer guten Mund-zu-Mund-Werbung beiträgt.

Anschließend fand ein Austausch zum Thema Aufklärung statt. Auch hier sind die Abläufe in den Praxen (wer führt wann die Gespräche) durchaus unterschiedlich. Auch wenn die Aufklärung nur mündlich erfolgen muss, ist eine Dokumentation in der Patientenakte sinnvoll, um im Bedarfsfall nachzuweisen, dass das Gespräch tatsächlich stattfand. Eine Unterschrift des Arztes auf dem Aufklärungsbogen ist dabei nicht unbedingt erforderlich.

Zuletzt wurde die Frage diskutiert, wie Praxen mit schlechten Bewertungen im Netz umgehen. Jeder Arzt kann sich sowohl bei Jameda als auch bei Google kostenlos registrieren lassen. Bei Jameda muss dafür ein Basiszugang bestellt werden. Dieser stellt sicher, dass Ärzte automatisch über Bewertungen informiert werden. Auf negative Bewertungen kann man als registrierter Arzt schnell reagieren. Negative Bewertungen, die nichtzutreffend sind oder schmähende Inhalte haben, werden zumindest bei Jameda erstmal offline genommen und es wird dann bei den Kommentargebern nachgehakt, was in häufigen Fällen dazu führt, dass die Patienten sich gar nicht mehr äußern und die Kommentare nicht wieder online gestellt werden. Jameda-Konten kann man auch aktiv als Marketingtool nutzen (wie das bspw. die Conradia in München mit dem Goldkonto für die ärztlichen Geschäftsführer macht) und sich entsprechend als Arzt/Praxis auf dem Portal präsentiert.

 

Sonstiges

  • CurAcademy: In Kooperation mit Siemens wird ein Hands-on-Workshop Tomosynthese am 18.10.2019 von 14:00 Uhr bis 18:30 Uhr im Haus der Radiologie angeboten. Es handelt sich um eine (werbefreie) Fachfortbildung unter Leitung einer radiologischen Oberärztin des Uni­klinikums Frankfurt, CME-Punkte werden angefragt, Teilnahme für Netzmitglieder ist kostenfrei.
  • CuraProtect: Bis 30.6. mussten die Strahlenschutzbeauftragten in den Praxen auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz Strahlenschutzregisternummern (SSR) für die Mitarbeiter radiologischer Praxen beantragen.
  • Radiologienetz lädt ein zu einem Netz-Social Event am Freitag, den 11.10. um 19:30 Uhr, gemeinsames Abendessen im Restaurant Urban Kitchen. Anlass ist das Henning Schilddrüsen-Symposium, anlässlich dessen einige unserer nuklearmedizinischen Netzmitglieder nach Heidelberg reisen.

 

Ihre Ansprechpartner:

DeRaG:

Dr. Johannes Schmidt-Tophoff

jstcuragita.com

Berufspolitik:

Dr. Michael Kreft

mikcuragita.com

Organisation Vollversammlung:

Eva Jugel

ejucuragita.com