Atypischer lipomatöser Tumor der Hand
Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie, Vol.41, März 2017, S.60-63, Y. Özkan et al., Bad Mergentheim
Atypische lipomatöse Tumoren (ALT) gehören zu den lokal aggressiven Weichteiltumoren, die allerdings ein nur geringes Metastasierungspotenzial aufweisen. Klinisch sind sie von einfachen Lipomen nicht zu unterscheiden. Ab einer Größe von 9 cm handelt es sich am ehesten um einen ALT. Therapeutisch ist eine vollständige Entfernung des Tumors anzustreben mit einer zusätzlichen adjuvanten Strahlenherapie.
Fallbericht: Ein 49-jähriger Patient berichtete über einen seit Monaten wachsenden Tumor, streckseitig am rechten Daumen ohne Beschwerden. Der Tumor war 8×4 cm groß, weich, nicht druckdolent und gegenüber Haut und Untergrund gut verschiebbar. Im MRT zeigte sich bei T2-Aufnahmen ein teils signalarmer, teils signalangehobener Tumor mit homogener KM-Aufnahme.
Der Tumor wurde in toto exzidiert. Histologisch wurde ein atypischer lipomatöser Tumor diagnostiziert. Eine Metastasierung konnte ausgeschlossen werden. Zur Verhinderung eines Rezidivs wurde eine adjuvante Strahlentherapie (30 Sitzungen à 2 Gy) durchgeführt. 18 Monate postoperativ war der Patient rezidiv- und beschwerdefrei.
Zu den atypischen lipomatösen Tumoren (ALT) gehören das atypische Lipom und das gut differenzierte Liposarkom. Nach der WHO-Klassifikation gehört das ALT zu den lokal aggressiven Weichgewebetumoren. Sie haben zwar ein geringes Metastasierungspotenzial, aber die Rezidivrate ist sehr hoch. Eine klinische Unterscheidung zu Lipomen ist in der Regel nicht möglich. Je größer der Tumor, desto eher handelt es sich um einen ALT.
Bei einem ALT zeigt die MRT häufig eine Septierung in der T2-Wichtung, nicht jedoch bei Lipomen. Eine Biopsie ist auf jeden Fall anzuraten, wenn der Tumor über 5 cm groß ist. Das primäre Therapieziel ist die vollständige Entfernung des Tumors mit gegebenenfalls folgender adjuvanter Strahlentherapie.
Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt 98%-100%. Regelmäßige Kontrollen sollten innerhalb der ersten drei Jahre durchgeführt werden.
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Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.