Andreas Vesalius 500th Anniversary: First description of the mammary suspensory ligaments
World Journal of Surgery, Vol.40, September 2016, S.2144-2148, R.J. Brinkmann et al., Amsterdam
Vesalius beschrieb 1543 die Anatomie und Funktion der Drüsenmembran zwischen Brustdrüse und Pektoralismuskulatur und der Bindegewebestränge, die von der Drüsenmembran zur Haut ziehen und die wir heute als „suspensory ligaments“ kennen. Diese Beschreibung erfolgte 300 Jahre vor der Publikation des Chirurgen Astley Paston Cooper.
Die weibliche Brustform ist das Resultat zahlreicher Faktoren, wie Muskel- und Bindegewebe, knöcherne Konturen des Thorax, Brustvolumen, Fett- und Drüsenanteile sowie von der Beschaffenheit der Haut. Zwischen den Drüsenlappen sind Bindegewebestränge mit Fettkomponenten eingelagert. Dieses fibroglanduläre Parenchym liegt zwischen der anterioren oder superficialen Schicht und der posterioren tiefen Schicht des superfizialen faszialen Systems (SFS), das in der Subkutis im gesamten Körper vorkommt. In der Brust ist dieses System verbunden mit der M.pectoralis major-Faszie und vorne mit der superfizialen Schicht und der Haut. Diese Verbindung wird als „supensory ligaments“ der Brust bezeichnet und ist für die Formgebung der gesamten Brust verantwortlich.
Im Jahre 1840 publizierte Sir Astley Paston Cooper – wie er glaubte, als Erster – diese Ligamente und deren Funktion. Allerdings hatte bereits Andreas Vesalius 1543 diese Ligamente des Brustparenchyms in seinem Buch „De Humani Corporis Fabrica Libri Septem“ beschrieben. Vesalius erkannte die Läppchenstruktur der Brustdrüse, wobei diese untereinander durch Fettgewebe verkettet sind, eingebunden mit Venen und Bindegewebesträngen, die von der Drüsenmembran zur Haut ziehen. Er schreibt wörtlich: Die gesamte Brust umfasst das Fettgewebe zwischen der Haut und der Drüsenmembran, und die Brust ist verbunden mit den Muskeln, die auf den Rippen liegen.
Die sog. Drüsenmembran entspricht dem Stratum membranosum des SFS. Vesalius hielt nicht das SFS verantwortlich für die „Hängebrust“, sondern die Schlaffheit des fibroadipösen Stromas in den Ligamenten. Er erkannte die Signifikanz der Ligamente als eine Struktur für die Unterstützung und Festigkeit der Brust.
Cooper beschrieb 1840 die Faszien der Mamma mit einer superfizialen und einer tiefen Schicht. Zwischen diesen liegt die Brustdrüse. Dass der Anatom Vesalius, anders als der Chirurg Cooper, es unterließ, die chirurgisch erkennbare anteriore Schicht des SFS zu notieren, ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass die anteriore Schicht bei Leichen selten identifizierbar ist.
Beide Autoren stellen die Wichtigkeit der Ligamente für die Prävention einer Ptosis der Brust heraus. So ist festzustellen, dass Andreas Vesalius bereits 300 Jahre vor Cooper die Anatomie und die Funktion der Mammastrukturen beschrieben hatte
____________________________________________________________________________
Wir danken unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. U. Klein aus München, der Ihnen die Veröffentlichungen aus den Fachzeitschriften auswählt und zusammenfassend erläutert.